Im folgenden findet ihr das vollständige Interview mit unserer FairWeg-Referentin und Inkluencerin Nina Becker zum Thema Brailleschrift (auch Blindenschrift). Schaut auf Ninas Instagram vorbei, falls ihr euch mehr für das Thema interessiert.
Nina: „Das hängt davon ab, ob man von Geburt an blind ist oder ob man erst im Laufe seines Lebens erblindet. Ich zum Beispiel habe die Blindenschrift in der Grundschule gelernt, parallel dazu, wie die anderen die normale Schrift gelernt haben (ich war auf einer Regelschule). Dazu kam eine Lehrerin von der Blindenschule Neuwied ein bis zweimal pro Woche zu mir in die Schule und hat mir alles rund um die Blindenschrift beigebracht. Für Menschen, die erst im Laufe ihres Lebens erblinden gibt es z. B. eine Blindentechnische Grundausbildung, wie eine Art Umschulung, wo man dann auch die Schrift erlernt. Manche ältere Menschen lernen die Schrift vielleicht auch gar nicht mehr, wenn es sich für sie nicht mehr lohnt."
Nina: „Ursprünglich bestand die Blindenschrift aus sechs Punkten, die in Kästchen angeordnet sind (immer zwei Punkte nebeneinander und drei Punkte untereinander, vergleichbar mit einem Legostein oder Eierkarton für sechs Eier). Im Computerzeitalter hat man noch zwei Punkte hinzugefügt, da man dann deutlich mehr Punktkombinationen nutzen und damit mehr Zeichen darstellen konnte. Es gibt also mittlerweile eine 6-punkt- und eine 8-Punkt-Brailleschrift. Die Punkte werden in verschiedenen Kombinationen angeordnet und stehen somit für Buchstaben, Zahlen und andere Zeichen. Dabei müssen auch nicht immer alle Punkte gleichzeitig genutzt werden (manche Buchstaben bestehen nur aus einem Punkt, andere aus vier oder fünf Punkten). Wichtig ist dabei, dass die Größe und Abstände der Punkte immer gleich sind (sie sind genormt), damit man jedes einzelne Zeichen komplett mit einer Fingerkuppe ertasten kann. Blinde Menschen fühlen dann über die erhabenen Punkte und können so die Blindenschrift lesen."
Nina: „Da die Blindenschrift ziemlich viel Platz braucht und man aufgrund der genormten Größe auch nicht einfach kleiner schreiben kann, können Bücher in Blindenschrift schnell mal sehr dick werden. Deshalb gibt es eine komplette Blindenkurzschrift, die man sich vorstellen kann wie Steno. Diese Kurzschrift hat noch einmal ein ganz eigenes System von Abkürzungen und Sonderzeichen, so gibt es z. B. Jeweils ein einziges Zeichen für die Laute „sch“ „ch“, „ie“ usw. In der 6-Punktschrift gibt es auch ein eigenes Zahlzeichen und ein Zeichen, das einen Großbuchstaben anzeigt, da man aufgrund der begrenzten Kombinationsmöglichkeiten mit nur sechs Punkten zahlen und Großbuchstaben nicht anders darstellen konnte als ein Sonderzeichen voranzustellen. Die Zahl 1 ist dann im Prinzip das Zeichen für den Buchstaben A, dem ein Zahlzeichen vorangestellt wird. In der 8-Punktschrift braucht man das nicht mehr, da man zwei weitere Punkte zur Verfügung hat und somit eigene Kombinationen für Zahlen nutzen kann."
Nina: „Tatsächlich ist das System der Blindenschrift international und wird in fast allen Sprachen so oder so ähnlich benutzt. Bei Sprachen, die ein anderes Alphabet nutzen, werden die Zeichen teilweise anders verwendet. Ich habe hierzu einen interessanten Link gefunden, wo alles genau erklärt wird."
Nina: „Die meisten Menschen, die von Geburt an blind sind, kennen und nutzen die Blindenschrift. Anders sieht es bei denjenigen aus, die erst im Laufe ihres Lebens erblinden. Hier hängt es ein bisschen davon ab, in welchem Alter man sein Augenlicht verliert und ob man dann noch dazu bereit ist, eine komplett neue Schrift zu lernen. Auch so fällt es vielen spät erblindeten schwer, die Blindenschrift zu lernen und zu verinnerlichen. Viele lernen Sie zwar, nutzen Sie im Alltag dann aber doch nur sporadisch, weil ihnen einfach die Routine fehlt. Viele kompensieren dies dann Durch die Sprachausgabe und lassen sich Inhalte lieber vorlesen. Trotzdem ist die Blindenschrift für blinde Menschen nach wie vor sehr wichtig und ermöglicht Freiheit und Selbstbestimmung. Es ist auch so ein bisschen eine Frage der Vorliebe, wie gern und häufig man sie nutzt oder ob man sich Texte lieber vorlesen lässt.
Nina: „Auch das hängt von den unterschiedlichen Voraussetzungen und Gewohnheiten der Menschen ab. Ich beobachte immer wieder, dass die Blindenschrift für geburtsblinde Menschen sehr wichtig und hilfreich ist. Spät erblindete Menschen finden diesen intuitiven Zugang aber oft nur schwer und brauchen dafür teilweise auch sehr viel Zeit. Sie sind dann deutlich langsamer im Lesen der Blindenschrift, weil Ihnen die Übung fehlt. So kann die Schrift für den einen Schon lange Teil seines Lebens sein, wären sie für den anderen eine große Herausforderung darstellt. Manchmal wird fälschlicherweise aber auch behauptet, dass die Blindenschrift veraltet wäre und kaum noch von Blinden Menschen genutzt werden würde. Das stimmt bei weitem nicht, da sie nach wie vor das einzige Schriftsystem ist, dass blinden Menschen uneingeschränkte zugänglich ist. Natürlich kann man sich heutzutage Texte auch einfach vorlesen lassen, aber das ersetzt nicht das Gefühl, etwas selbst lesen zu können. Wenn man Blindenschrift liest, entwickelt man (genau wie sehende Menschen) ein Bild von Wörtern und deren richtiger Schreibweise und kann viel schneller und effektiver Korrekturlesen, als man dies mit einer Sprachausgabe könnte."
Der Weiße Stock (auch: Blinden-, Lang-, Signal- oder Taststock) dient Menschen mit Sehbeeinträchtigung bei der Orientierung im Alltag. Die Entwicklung des Stockes liegt schon fast 100 Jahre zurück: schon 1931 stellte Guilly d’Herbemont als Reaktion auf die steigende Motorisierung des Straßenverkehrs und die Gefährdung blinder VerkehrsteilnehmerInnen die ersten Weißen Stöcke der Pariser Öffentlichkeit vor. Inspiriert wurde sie dabei von den weißen Stöcken der Verkehrspolizei in Paris.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelten Richard E. Hoover und C. Warren Bledsoe verschiedene Gebrauchsmethoden des weißen Stocks, um US-amerikanischen Kriegsveteranen zu helfen, sich besser in ihrer Umgebung zurechtzufinden. Diese Entwicklungen haben die Nutzung des Stocks revolutioniert und seine Bedeutung als Orientierungsinstrument weiter gestärkt.
Seit 1969 wird der 15. Oktober als Tag des weißen Stocks gefeiert, um auf die Herausforderungen und Bedürfnisse sehbeeinträchtigter Menschen aufmerksam zu machen und das Bewusstsein für ihre Belange zu fördern.
Quelle: Wikipedia: Tag des weißen Stockes; Blinden- und Sehbehindertenverband Steiermark: Der Weiße Stock
Blindenführhunde sind dir sicher schon einmal begegnet. Die Tiere dienen Menschen mit einer Sehbehinderung als Unterstützung im Alltag. Aber wusstest du, dass es in Deutschland schon seit über 100 Jahren Blindenführhunde gibt?
In Deutschland gibt es etwa 2000 Blindenführhunde, die eine wichtige Unterstützung für Menschen mit Sehbehinderungen bieten. Die Geschichte der Blindenführhunde reicht über 100 Jahre zurück, als in Oldenburg die erste Schule für Blindenhunde weltweit gegründet wurde. Diese Hunde durchlaufen eine umfassende Ausbildung, in der sie bis zu 40 Kommandos erlernen, wobei mit der Zeit oft noch weitere Kommandos hinzukommen. Beispielhafte Kommandos sind "Such Bank" (der Hund sucht eine Sitzgelegenheit) oder "Such Zebra" (der Hund sucht einen Zebrastreifen).
Laut einer Erhebung aus dem Jahr 2019 nutzen ca. 1,7 % der betroffenen Personen in Deutschland einen Blindenführhund (Quelle: Deutsche Blindenführhunde e.V.). In Deutschland sind Blindenführhunde als medizinische Hilfsmittel gesetzlich anerkannt, was ihre Bedeutung für die Lebensqualität der NutzerInnen unterstreicht.
Es ist wichtig, dass auch Außenstehende für den Umgang mit Blindenhunden sensibilisert werden. Falls ihr einmal einer sehbeeinträchtigten Person mit Blindenhund begegnet, denkt an die folgenden Regeln:
Auch wenn Veranstaltungen momentan meist digital stattfinden müssen, können wir uns bestimmt alle an die letzten Konzerte, Festivals oder andere Versammlungen erinnern. Die Stimmung ist super, die Musik genau trifft genau unseren Geschmack und dann gehen wir zum Essens- oder Getränkestand und können kaum etwas ohne Einwegverpackungen erhalten. Aber geht das nicht auch nachhaltiger und ist der meiste Müll nicht sogar vermeidbar? Um eine Antwort zu finden, haben wir uns einige Fragen gestellt:
(mehr …)Die Lokale Agenda hat für ihr FairWeg-Projekt einen Leitfaden erstellt, der die wichtigsten Themen im nachhaltigen Veranstaltungsmanagement einfach erklärt. Um herauszufinden, ob unsere Ideen in der Stadt Anklang finden, haben wir uns bei Triers Veranstalter:innen umgehört und kamen zu interessanten Ergebnissen.
(mehr …)Kurzlebige und unfair produzierte Mode wird auch Fast Fashion genannt. Was diese mit Menschenrechten und unserem Klima zutun hat und wieso wir nicht nur privat, sondern auch bei der Arbeitskleidung auf Nachhaltigkeit und faire Herstellung achten sollten, erfahrt ihr in diesem Artikel.
(mehr …)