Veranstaltungen in Trier - Fairanstaltungen für alle?!

von Lea
1. Februar 2023

Umfrage zur Barrierefreiheit auf Veranstaltungen in Trier

Das Projekt „FairWeg- Fairanstalten für alle!“ der Lokalen Agenda 21 Trier setzt sich aktuell für barrierearmes Veranstalten in Trier ein. Gegen Ende letzten Jahres hat das FairWeg-Team daher eine Umfrage zu Barrierefreiheit auf Veranstaltungen in Trier gestartet. Dadurch sollen die Eindrücke und Erfahrungen der Personen gesammelt werden, die regelmäßig durch unterschiedlichste Barrieren von Veranstaltungen ausgeschlossen sind oder deren Teilnahme dadurch erschwert wird. Wie sieht es in Trier aus? Wo liegen die Probleme und Hürden? Was läuft schon gut? Nur durch persönliche Erfahrungen wird klar, wo angesetzt werden muss, welche Probleme angegangen werden müssen und bei wem man sich vielleicht eine Scheibe abschneiden kann bezüglich der Barrierefreiheit.

Die Zusammenarbeit mit dem Club Aktiv, der Lebenshilfe Trier und dem Behindertenbeirat Trier war bei der Verbreitung der Umfrage sehr hilfreich. Es wurden viele Menschen erreicht, die daran interessiert sind, dass sich die Veranstaltungs- und Kulturszene in Trier weiterentwickelt. Die Rückmeldungen, Erfahrungen und Eindrücke möchten wir euch natürlich nicht vorenthalten. Daher haben wir hier für euch zusammengefasst, wie es denn um die Barrierefreiheit in der Trierer Veranstaltungslandschaft steht.

Wer hat an der Umfrage teilgenommen?

Zunächst einmal zu den Teilnehmenden: Die Teilnehmenden der Umfrage haben selbst eine Behinderung, begegnen in ihrem Leben also regelmäßig Barrieren und Strukturen, die nicht für sie geschaffen sind. Viele werden durch Begleitpersonen in Form einer Assistenz oder einem Familienmitglied auf Veranstaltungen begleitet. Von jung bis alt war alles dabei, wodurch Eindrücke unterschiedlicher Generationen und somit auch unterschiedlichster Veranstaltungen gesammelt werden konnten. Die verschiedensten Veranstaltungsarten waren vertreten: von Theater-, Museumsbesuchen und Lesungen bis zu Stadtfesten, Partys und Sportveranstaltungen. Es wurden daher auch viele verschiedene Veranstaltungsorte in Trier beleuchtet. Große, bekannte Veranstaltungsorte wie die Arena, die Europahalle, die TUFA, das Theater, der Messepark, der Mergener Hof und viele weitere wurden von einem Großteil der Befragten mindestens einmal besucht. Aber auch Erfahrungen zu Stadtfesten und dem Weihnachtsmarkt wurden geteilt. Spannend für Veranstaltende könnte hier sein, dass neben Social Media und den jeweiligen Internetseiten, die Presse, also der Volksfreund, die Rathauszeitung und generell Printmedien immer noch aktiv genutzt werden, um auf Veranstaltungen aufmerksam zu werden.

Welche Probleme werden sichtbar?

Trotz des breit gefächerten Veranstaltungsspektrum, stachen sechs Probleme bei der Auswertung der Umfragen besonders heraus: Ein ganz wichtiges Thema sind Toiletten, außerdem Eintrittspreise, Sitzplätze für Menschen mit Behinderung, die fehlende Rücksichtnahme anderer Teilnehmender, die Informationslage zur Barrierefreiheit der Veranstaltungen und die Anfahrt zu Veranstaltungen, also der ÖPNV in Trier.

Zur Toilettensituation: Es gibt tatsächlich immer noch Veranstaltungsorte, die keine Toilette für Menschen mit Behinderung haben. Gibt es Behindertentoiletten, ist das Problem mit den Toiletten allerdings noch nicht gelöst. Teilnehmende der Umfrage berichten von schlechter Zugänglichkeit zu den Toiletten, weiten Wegen (weiterer Weg als andere Toiletten) und Toiletten die nicht wirklich auf die Bedürfnisse der Menschen angepasst sind. Die Toiletten sind zu niedrig, es fehlen Haltegriffe oder das Waschbecken ist zu hoch für Rollstuhlfahrer:innen. Ein weiteres Problem scheint die Hygiene auf den Toiletten zu sein. Mehrfach wird der schlechte Zustand in dem sich die Toiletten befinden, bemängelt.

Eintrittspreise: Für viele Menschen mit Behinderung sind außerdem Eintrittspreise ein Ausschlusskriterium. Bei einem Theater- oder auch Konzertbesuch mit allem Drum und Dran sind ganz schnell mal 20€ – 30€ weg, was für viele Leser:innen vielleicht nicht viel sein mag, für Menschen mit geringem bis keinem Einkommen oder Menschen, die Grundsicherung beziehen, ist das allerdings ein Preis der den Rahmen sprengt. Das ist natürlich nicht nur für Menschen mit Behinderung problematisch. Trotzdem ist hier hervorzuheben, dass Menschen mit Behinderung statistisch gesehen einem größeren Armutsrisiko ausgesetzt sind und im Durchschnitt ein geringeres Einkommen beziehen, als Menschen ohne Behinderung. Außerdem beziehen Haushalte mit Menschen mit Behinderung doppelt so häufig Leistungen der Grundsicherung. Es ist daher wichtig hervorzuheben, dass hohe Eintrittspreise für viele Menschen mit Behinderung zusätzlich im besonderen Maße eine Barriere darstellen.

Sitzplätze: Wir alle haben auf Konzerten und anderen Veranstaltungen schon die extra Tribünen für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen gesehen. Es gibt also durchaus Platz für Menschen, die in ihrer Mobilität behindert sind. Kritisiert wird von Teilnehmenden die Lage dieser „Extraplätze“. Oft ganz hinten, oder ganz am Rand, wo die Plätze niemanden stören, dürfen auch Rollstuhlfahrer:innen und deren Begleitpersonen Veranstaltungen miterleben. Von der Show bekommt man dann allerdings weniger mit. Von gleichberechtigter Teilhabe kann da nicht die Rede sein. Trotzdem ist Teilnahme hier generell möglich. Das ist nicht überall der Fall, es gibt auch Veranstaltungsorte die keine Plätze für Rollstuhlfahrer:innen haben (oder die aufgrund des nicht barrierefreien Eingang oder des fehlenden Aufzugs keine brauchen).

Rücksichtnahme anderer Teilnehmender: Ein häufig genanntes Problem auf Veranstaltungen, scheint auch die mangelnde Rücksichtnahme der Teilnehmenden zu sein. Es wird von beleidigendem Verhalten und großen Menschenmassen, die keinen Platz für Rollstuhlfahrer:innen beim Überqueren des Veranstaltungsgeländes oder -raums machen, berichtet. Auf das Verhalten der Teilnehmenden haben Veranstaltende natürlich keinen direkten Einfluss. Es gibt aber trotzdem Möglichkeiten, die einen sicheren Veranstaltungsbesuch begünstigen. Beispielsweise Awarenesskonzepte und -teams: Betroffenen von diskriminierendem Verhalten kann dadurch geholfen werden und die Präsenz des Konzepts (z.B. über Plakate) ermöglicht vielleicht sogar ein Überdenken der Verhaltensweisen. Übergriffiges und diskriminierendes Verhalten passiert leider trotzdem. Das Mindeste was getan werden kann, ist, dass Betroffene sich durch Awareness-Teams nicht so alleine mit der Situation fühlen. Mehr zu Awareness-Konzepten findet Ihr auch in unserem Beitrag dazu.

Informationen zur Barrierefreiheit: Es wird auch häufig erwähnt, dass nicht immer ganz klar ist, wie es um die Barrierefreiheit auf Veranstaltungen steht. Gibt es Behindertentoiletten? Sind alle Bereiche der Veranstaltung für Rollstuhlfahrer:innen erreichbar? Sind sonst alle Rahmenbedingungen gegeben: Rampen, breite Türrahmen, Behindertenparkplätze? All das müssen Menschen mit Behinderung scheinbar immer erst erfragen, bevor sie eine Veranstaltung besuchen. Informationen auf der Bewerbung oder den Internetseiten der Räumlichkeiten sucht man noch zu häufig vergeblich.

Anfahrt: Die Anfahrt mit dem ÖPNV wird auch mehrfach kritisiert. Überfüllte Busse (und demnach wenig bis kein Platz für Rollstühle und Rollatoren) und nicht bzw. nur teilweise barrierefreie Bushaltestellen erschweren die Anfahrt zu Veranstaltungen. Es wird daher auf andere Möglichkeiten zurückgegriffen, wie Fahrdienste und Taxen, was finanziell wiederum für viele Menschen nicht möglich ist.

Weitere Probleme die genannt wurden, sind die Orientierung auf dem Veranstaltungsgelände, eine schlechte Akustik (was vor allem für Menschen mit Hörschädigung schwierig ist), Uneinigkeit über die Kosten für Begleitpersonen, ein Mangel an Behindertenparkplätzen und zu steile oder fehlende Rampen. Die Liste ist lang und es ist sicherlich nicht alles mit Einfachheit zu lösen, aber durch das Kommunizieren der Probleme, ist ein erster Schritt getan, Sichtbarkeit für das Thema Inklusion im Veranstaltungsbereich zu schaffen und diese Probleme anzugehen.

Ein gutes Beispiel hierfür ist das Stadion der Eintracht Trier: Auf die Kritik seitens des inklusiven Medienteams Tacheles an fehlenden überdachten Rollstuhlplätzen reagierten die Fans und auch die Stadt. Dort gibt es nun fünf überdachte Rollstuhlplätze in der ersten Reihe!

Was läuft schon gut auf Veranstaltungen in Trier?

Es wurde nicht nur nach Problemen und Barrieren gefragt, sondern auch danach, welche Veranstaltungen in Bezug auf Barrierefreiheit bisher positiv aufgefallen sind. Auch hier kam einiges zusammen. Es wurde erwähnt, dass Porta Hoch3 sehr gut organisiert ist und auch Erfahrungen in der Arena wurden häufig positiv bewertet. Die Arena scheint in Dingen räumlicher Barrierefreiheit gut aufgestellt zu sein. Der Bereich für die Rollstuhlplätze bietet außerdem eine gute Sicht auf die Bühne. Auch die Räumlichkeiten der Kinos sind wohl mit dem Rollstuhl gut befahrbar. Stadtfeste wie das Zurlaubener oder der Kulturhafen wurden ebenfalls als Positivbeispiele genannt; Toiletten für Menschen mit Behinderung sind mit dem Euroschlüssel erreichbar und das Gelände mit dem Rollstuhl problemlos befahrbar.

Was wünschen sich die Teilnehmenden der Umfrage?

Vielen Teilnehmenden scheint es wichtig zu sein, als Veranstaltungsteilnehmer:in wahrgenommen zu werden. Das fängt schon bei der Planung eines Events an. Das Konzept und die Bewerbung der Veranstaltungen sollten genauso auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung ausgerichtet sein, wie für Menschen ohne eine Behinderung. Was bringt uns das Datum der Veranstaltung, wenn der Ort fehlt? Genauso wenig bringt Rollstuhlfahrer:innen eine Bewerbung, die nicht beinhaltet, ob der Eingang barrierefrei ist, oder es eine Behindertentoilette gibt. Diesbezüglich wird erwähnt, dass nicht nur die Teilnahme an sich wichtig ist, sondern auch die möglichst selbstständige Teilnahme. Außerdem äußern viele Teilnehmende den Wunsch nach mehr Rücksichtnahme und einem Miteinander auf Augenhöhe auf Veranstaltungen. Es liegt also neben den strukturellen Veränderungen, die es unbedingt braucht, auch an uns allen, behindertenfeindliche Strukturen und Denkmuster zu hinterfragen, um ein solidarisches Miteinander zu ermöglichen.

Nachhaltig fairanstalten in Trier und Region.
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