Der Beitrag kommt krankheitsbedingt etwas zeitverzögert. Der internationale Aktionstag zur Beseitigung patriachaler Gewalt auf den wir uns hier im Text beziehen ist zwar schon ein wenig her, das Thema verdient allerdings das ganze Jahr über Aufmerksamkeit!
Am 25. November fand wie jedes Jahr der internationale Aktionstag zur Beseitigung patriarchaler Gewalt statt. Der Tag, oft auch „Orange Day“ oder „Tag gegen Gewalt an Frauen“ genannt, macht auf die alltägliche Gewalt gegen FINTA* (Frauen, intersex-, nicht-binär-, trans- und agender Personen) aufmerksam. Gewalt die überall passiert: Zu Hause, am Arbeitsplatz, in der Schule, an der Universität aber auch auf Veranstaltungen. Auch die Bundesregierung hat sich 2018 dazu verpflichtet, die Umsetzung der Istanbul Konvention voranzutreiben und patriarchaler Gewalt aktiv entgegenzutreten.
Geschlechtsbezogene Gewalt ist ein weltweites Problem und ist in allen Bevölkerungsschichten zu finden. Auch in Deutschland ist jede dritte Frau mindestens einmal im Leben Opfer von Gewalt. Genau lässt sich das aber kaum sagen, da viele Fälle von Gewalt aus den verschiedensten Gründen nicht gemeldet werden. Ein Grund ist auch oft ein zu enges Verständnis von Gewalt. Fälschlicherweise wird sehr oft nur körperliche Gewalt als Gewalt wahrgenommen. Auch sexualisierte, psychische (also seelische ), soziale, digitale und wirtschaftliche Gewalt ist für viele Menschen Alltag. Zu psychischer Gewalt zählen beispielsweise auch Beschimpfungen, Abwertung, Drohung, Nötigung und Belästigung. Soziale Gewalt ist meist dadurch geprägt, dass die betroffene Person isoliert und in ein Abhängigkeitsverhältnis gedrängt wird. Auch eine finanzielle Abhängigkeit von Täter:innen zeigt sich häufig im Kontext von Gewalt. Das Ziel dieser Gewalt ist allerdings meist dasselbe: Es geht darum die andere Person zu schwächen, zu verunsichern, aus dem Gleichgewicht zu bringen, zu kontrollieren und das aufgrund ihres Geschlechts.
Besonders stark betroffen sind Frauen und Mädchen mit Behinderung. Sie erfahren fast doppelt so häufig Gewalt wie Frauen und Mädchen ohne eine Behinderung. Und das in allen Lebenslagen: zu Hause, in Einrichtungen der Behindertenhilfe, in der Pflege, aber auch im öffentlichen Leben. Dazu kommt die tägliche strukturelle Gewalt, in Form von Diskriminierung durch Regeln, Gesetze, Vorgaben, die sich nicht weiterentwickeln ,weil es eben schon immer so war’. Oder durch eine Umwelt die nur auf die Bedürfnisse von Menschen ohne eine Behinderung ausgerichtet ist. Oft zeigt sich dies auch durch übergriffiges Verhalten und Distanzlosigkeit gegenüber Menschen mit einer Behinderung ausgehend von Fremden aber auch dem näheren Umfeld. Privatsphäre und Selbstbestimmung wird dadurch vielen Menschen verwehrt, die ein gleiches Recht darauf haben, wie alle Anderen auch.
Grenzüberschreitungen und Übergriffe passieren, auch oder besser gesagt besonders auf Veranstaltungen. Es liegt nicht immer in der Macht der Veranstaltenden solche Vorfälle zu verhindern. Daher ist es umso wichtiger, dass es gut konzipierte Awareness-Konzepte und -Teams gibt, die im Fall zur Stelle sind. Aber was machen Awareness-Konzepte und -Teams überhaupt? Zum einen stellen gut durchdachte Awareness-Konzepte klare Verhaltensregeln auf, die sowohl dem Personal, als auch allen Besuchenden klar kommuniziert werden. Das Personal sollte dabei geschult und für die strukturelle Diskriminierung aufgrund des Geschlechts, der Herkunft oder einer Behinderung sensibilisiert sein. Die Besucher:innen sollen beispielsweise in Form von Plakaten von dem Hilfsangebot erfahren, damit die Hilfe auch in Anspruch genommen werden kann. Zudem sollte es neben dem normalen Personal ein sogenanntes Awareness-Team geben, an das sich Betroffene wenden können. Wichtig ist hier eine parteiliche Funktion, also volle Solidarität mit Betroffenen.
Das Schaffen einer sicheren Umgebung, unabhängig von Geschlecht, Herkunft und Behinderung ist essentiell für eine inklusive Veranstaltung. Daher ist es wichtig Aufmerksamkeit für die besonders gefährdete Situation von FINTA*-Personen mit einer Behinderung und auch People of Colour zu schaffen, es ist aber vor allem notwendig aktiv zu werden. Es müssen Strukturen geschaffen werden, wodurch Übergriffe minimiert werden und Betroffenen geholfen werden kann. Für Veranstaltende heißt das also, sich über mögliche Gefahren aufzuklären, diese Ernst zu nehmen und ein Konzept zu entwickeln, dass allen Teilnehmenden eine sichere Veranstaltung ermöglicht. Die Veranstaltenden stehen hier nicht alleine vor diesem Problem, es kann sich dafür natürlich auch Hilfe gesucht werden: Hier in Trier wie schon gesagt beispielsweise bei der Feministischen Vernetzung. Auch wir als FairWeg-Team sehen Awareness-Konzepte und -Teams auf Veranstaltungen als wichtigen Schritt für eine sichere Veranstaltungsbranche, denn wir wollen Fairanstaltungen für Alle!