Gebärdensprache - alles außer akustisch

von Svantje
25. Oktober 2022
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Sprache ist für uns allgegenwärtig und wahrscheinlich verbinden die meisten damit intuitiv die akustisch gesprochene Sprache. Aber dass Sprache so viel mehr als laut ist, wollen wir euch heute mit einem kleinen Infobeitrag zu Gebärdensprachen zeigen. Denn Sprache muss nicht akustisch sein. 
Vorab eine kurze Begriffserklärung, denn Sprache ist nicht gleich Sprache: Unter Lautsprache wird die akustisch gesprochene und unter Gebärdensprache visuell-motorisch gesprochene Sprache verstanden. Beides sind Überbegriffe, worunter die verschiedensten Sprachen fallen. Es gibt also nicht die eine Gebärdensprache

Was bedeutet Gebärdensprache? 

Gebärdensprache ist keine Zeichensprache: Gebärdensprache sind visuelle Sprachen, die mit Handzeichen, Mimik, Mund und dem Oberkörper gesprochen werden. Für das Gebärden wird immer die dominante Hand der Sprecher*in genutzt, d.h. bei Rechtshändern die rechte und bei Linkshändern die linke Hand.
Und was passiert bei Wörtern für die es noch keine Gebärde gibt? Dann kommt das Fingeralphabet in den Einsatz. So können Wörter, wie zum Beispiel Namen, buchstabiert werden. Da das aber länger dauert, wird meist schnell eine Gebärde gefunden. Zum Beispiel bei Namen: Es werden Namensgebärden gegeben, die quasi wie eine Art Spitzname funktionieren.

Die Deutsche Gebärdensprache 

In Deutschland wird vor allem die Deutsche Gebärdensprache gesprochen, die seit 2002 mit Inkrafttreten des Behindertengleichstellungsgesetztes als eigenständige, vollwertige Sprache gilt. Vorher gab es trotz erbittertem Einsatz keine national anerkannte Gebärdensprache und Gebärdensprachen wurden lange unterdrückt und zum Beispiel an Schulen verboten. 
Die Gebärdensprache hat ein eigenes Vokabular und Grammatik, die sich natürlich im Sprachgebrauch entwickelt haben. Und dabei haben sich auch Dialekte und regionale Unterschiede entwickelt. In Bayern wird also nicht nur eine andere Lautsprache gesprochen, sondern auch andere Gebärden genutzt als hier bei uns in Trier. Allein im deutschsprachigen Raum gibt es mehrere Gebärdensprachen, dazu zählen die Deutsche Gebärdensprache, die Österreichische Gebärdensprache und die Deutschschweizerische Gebärdensprache. Zusätzlich kommen noch die regionalen Dialekte hinzu. Also eine ziemlich vielseitige Sprache, die allein in Deutschland von über 200.000 Menschen gesprochen wird. 

Nationale Gebärdensprache oder doch international? 

Und das zeigt: die Deutsche Gebärdensprache ist keinesfalls international verständlich. Weltweit gibt es über 200 verschiedene Gebärdensprachen. Allein in den 27 Ländern der Europäischen Union gibt es 31 nationale Gebärdensprachen. Dabei gibt es auch Ähnlichkeiten zwischen den Gebärdensprachen, wie es auch bei Lautsprache der Fall ist. Die fallen aber anders aus als bei den Lautsprachen: Zum Beispiel ähnelt die amerikanische mehr der französischen, als der britischen Gebärdensprache. Das liegt daran, dass ein französischer Gehörlosenlehrer die Sprache mit nach Amerika brachte. 
Mittlerweile hat sich das International Sign entwickelt, also eine internationale Gebärdensprache. Dabei handelt es sich um ein Gemisch aus unterschiedlichen Gebärdensprachen, die abhängig von der Sprecher:in ist. Es gibt zum Beispiel ein eurozentrisches International Sign, dass sich aus den Gebärdensprachen der europäischen Länder zusammensetzt.

Vielseitigkeit von Gebärdensprache 

Mit Gebärdensprache lässt sich wirklich alles ausdrücken, denn auch wie bei der Lautsprache hat sich bei Gebärdensprachen eine ganze Kultur mitentwickelt. Von Poesie, Theater, Comedy oder auch Fachtagungen, alles ist auf Gebärdensprachen möglich. Sogar auf Musikkonzerten gibt es mittlerweile Dolmetschende, die die Musik übersetzen. Zum Beispiel wird der Eurovision Song Contest auf Deutscher Gebärdensprache ausgestrahlt, das könnt ihr euch hier anschauen. 

Also sind Gebärdensprachen unfassbar vielseitige Sprachen, mit denen wirklich alles ausgedrückt werden kann. Ihr wollt noch mehr zu Sprache und Barrieren wissen? Dann schaut doch mal in die weiteren Beiträge unserer Themenwoche.

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