Basics

Solidarisch

Warum ist solidarisches Wirtschaften nachhaltig? Solidarische Unternehmensformen gibt es viele – wir zeigen dir, wie sie funktionieren und welche Chancen sie dir bieten!
Verbunden werden auch die Schwachen mächtig.
Friedrich Schiller, Wilhelm Tell I,3

Solidarität hält eine Gesellschaft zusammen.

Was passiert, wenn Solidarität schwindet, sehen wir seit einiger Zeit zum Beispiel in der Landwirtschaft:

Immer mehr Betriebe schließen – allein in Rheinland-Pfalz sind es jedes Jahr etwa 300 – weil sie vom Verkauf ihrer Waren kaum noch leben können. Gleichzeitig unterbieten sich die großen Einzelhandelskonzerne bei den Preisen.

In diesem System von Angebot und Nachfrage gewinnen oft die, die ihre Waren auf Masse produzieren und günstig verkaufen können. Für kleine Betriebe ist da kaum noch Platz.

Wenn dann noch eine Krise über die Gesellschaft hereinbricht – egal, ob Dürren oder Krankheiten – geht es für kleine Betriebe ans Eingemachte. In der Landwirtschaft genauso wie im Veranstaltungssektor: Wer kein Sicherungsnetz hat, landet unsanft.

Zeit also, über neue Modelle nachzudenken, die krisenfest sind und auf Solidarität statt Konkurrenz beruhen!

Schauen wir uns also zuerst an, warum solidarisches Wirtschaften wirklich nachhaltig ist:

Wirtschaftlich nachhaltig

Solidarisches Wirtschaften macht dich unabhängiger von Preisschwankungen und schwankender Nachfrage.
Wenn du mit anderen gemeinsam wirtschaftest, verteilt sich das Risiko auf die Schultern der ganzen Gruppe. Sinken die Einnahmen, verliert jeder nur ein bisschen. Steigen sie, gewinnen alle.

Gerade im Lebensmittelsektor, in dem heutzutage gerne an den Börsen spekuliert wird oder durch Überproduktion die Nachfrage schnell sinken kann, macht es deinen Betrieb krisenfester, wenn du dich mit anderen zusammenschließt. Die Gruppe kann übrigens nicht nur aus anderen Unternehmen bestehen, sondern auch aus dir und deinen Kunden!

Gemeinsames Wirtschaften erleichtert es euch auch, Investitionen in die Zukunft zu tätigen.

Dir fehlt ein Schlachter für deine Herde oder jemand, der für deine Events das Mehrweggeschirr wäscht? Schlag das deiner Gruppe vor – gemeinsam ist es deutlich leichter, so ein Angebot zu ermöglichen.

Davon profitiert nicht nur deine Gruppe, sondern die ganze Region, weil mehr aus der Wertschöpfungskette in der Gegend bleibt.

Sozial nachhaltig

Gemeinschaftsmitglieder stützen sich gegenseitig und nehmen die Last von den Schultern einzelner.
Das kann durch verschiedene Wege passieren, z.B. durch gestaffelte Beiträge abhängig von Einkommen oder Vermögen. Das ermöglicht allen Zugang zu gesunden Lebensmitteln – oder zu deinen Veranstaltungen, auch wenn sich einzelne das sonst nicht leisten könnten.

Auf der anderen Seite ermöglicht eine starke Gemeinschaft dir und deinen Mitarbeitenden, angemessen für deine Arbeit bezahlt zu werden, weil ihr nicht allein von euren Verkäufen abhängig seid.

Ökologisch nachhaltig

Wer regionale Wertschöpfung schafft, reduziert Transportwege. Das vermeidet unnötige Emissionen.
Das kann durch verschiedene Wege passieren, z.B. durch gestaffelte Beiträge abhängig von Einkommen oder Vermögen. Das ermöglicht allen Zugang zu gesunden Lebensmitteln – oder zu deinen Veranstaltungen, auch wenn sich einzelne das sonst nicht leisten könnten.

Auf der anderen Seite ermöglicht eine starke Gemeinschaft dir und deinen Mitarbeitenden, angemessen für deine Arbeit bezahlt zu werden, weil ihr nicht allein von euren Verkäufen abhängig seid.

Welche Modelle solidarischen Wirtschaftens gibt es?

Die Genossenschaft

Bei der Genossenschaft werden Personen oder Unternehmen Mitglied, indem sie Anteile zeichnen. Die Anteile stellen das Grundkapital der Genossenschaft dar. Je nach Modell kann jedes Mitglied einen oder mehrere Anteile zeichnen. Bei Gewinnausschüttungen werden die Gewinne dann oft anteilig ausgeschüttet.

Mittlerweile haben sich Genossenschaften in vielen Branchen etabliert. Bekannt sind vor allem regional agierende Banken, Wohnungsbau- oder die Molkereigenossenschaften. Aber auch Energieversorger oder Carsharing-Anbieter schließen sich als Genossenschaft zusammen, um gemeinsam Investitionen in eine nachhaltige Zukunft zu tätigen.

Prinzipiell hat jedes Mitglied die Möglichkeit zur Einflussnahme auf den Kurs der Genossenschaft – dieser schwindet allerdings bei steigender Größe, sodass es insbesondere bei großen Zusammenschlüssen oft kaum noch möglich ist, über die Wahl zur Vertreterversammlung als Einzelne/r aktiv zu werden.

Je größer die Genossenschaft ist, desto schwieriger ist es also, nachhaltiges Handeln für alle Beteiligten zu ermöglichen – im Kleinen hingegen ist das Modell weiterhin altbewährt!

Die Einkaufsgemeinschaft

Während die Genossenschaft eine eingetragene Rechtsform ist, gibt es natürlich auch noch weitere Möglichkeiten, sich zu organisieren und die Produkte gemeinsam zu vermarkten.

Im Lebensmittelsektor beispielsweise schließen sich Einzelunternehmen oft zu einer Gemeinschaft zusammen, die den Vertrieb für sie übernimmt. Das kann vom einfachen Verkaufsregal reichen, in dem du die Waren eines anderen Betriebs mit verkaufst, bis hin zur GmbH mit komplexer Logistik, die eure Kunden in der ganzen Region bedienen kann.

Diese Herangehensweise bietet deinen Kunden ein breiteres Warenspektrum und erhöht somit deinen eigenen Umsatz, da deine Kunden nicht mehr jedes Geschäft einzeln ansteuern müssen.

Deine Kunden lieben es, wenn du es ihnen einfach machst. Gerade größere Abnehmer mögen Komplettlösungen – das kennst du sicher aus deiner eigenen Eventplanung.

Das Solidarmodell als Unternehmensform

Die Landwirtschaft als krisengeplager Sektor hat‘s vorgemacht: Solidarität geht auch als Unternehmensform für den eigenen Betrieb.

Die Idee dahinter. Der Betrieb schließt sich mit seinen Kunden zusammen und sie bilden einen eigenen kleinen Wirtschaftskreislauf, der größtenteils unabhängig vom Markt ist: Die Solidarische Landwirtschaft, kurz SoLaWi.

Dazu kalkuliert der Betrieb die jährlichen Kosten und eröffnet seinen Kunden die Möglichkeit, Anteile für dieses Jahr zu erstehen: Wenn die Anteile verkauft sind, ist die Finanzierung für das ganze Jahr gesichert.
Die Höhe der Anteile richtet sich also nach den jährlichen Kosten, nicht wie bei der Genossenschaft nach einem festen Satz, der nur das Grundkapital bildet.

Die Kunden bzw. die Mitglieder wiederum erhalten die Produkte, die der Betrieb produziert, kostenfrei zur Verfügung gestellt. Das macht deinen Betrieb unabhängig von äußeren Einflüssen: die Gemeinschaft finanziert deinen Betrieb.

Zugleich erhöht es die Bindung deiner Kunden an deinen Betrieb: Sie finanzieren schließlich dich und nicht deine Produkte. Dabei lernen sie, wer hinter den Produkten steckt, und lernen zu schätzen, was deine Arbeit eigentlich bedeutet.

Dabei musst du keine Angst haben, die Geschäftsführung deines Betriebs aus der Hand zu geben: Du kannst selbstverständlich mit der Gemeinschaft aushandeln, wie viel Mitbestimmungsrecht sie erhalten und in welchen Bereichen. Das ist natürlich eine Herausforderung, die dir aber vor allem Planungssicherheit für deinen Betrieb gibt!

Vielmehr besteht in diesem Modell die Chance, den Beitrag zur Gemeinschaft an die Fähigkeiten und Möglichkeiten der Mitglieder anzupassen: Wie die Anteile aussehen, könnt ihr gemeinsam festlegen.

Die Beitragshöhe ist eine Möglichkeit: Vermögendere Mitglieder können höhere Beiträge zahlen, wenn sie möchten, damit Menschen mit weniger Geld auch mit geringeren Beiträgen teilhaben können.

Eine andere Möglichkeit ist es, Arbeit statt Geld auszuschreiben: Du würdest lieber dein Kerngeschäft erledigen, anstatt dich um Verwaltung und Buchhaltung zu kümmern? Du brauchst an bestimmten Tagen mehr Hände zum Helfen als du selbst hast? Vielleicht können ein oder mehrere Mitglieder das regelmäßig für dich übernehmen, anstatt nur Geld zu bezahlen.

Davon profitieren nicht nur du und die Menschen um dich herum, sondern auch die Umwelt:

Investitionen in umweltfreundlichere Techniken und Methoden tragen die Mitglieder gerne, weil das Risiko auf viele Schultern verteilt wird. Dafür sind sie sogar oft bereit, einen höheren Jahresbeitrag zu zahlen.

Und vielleicht schafft ihr gemeinsam eine Lösung, an die vorher niemand von euch gedacht hätte!

Wie wäre es, unabhängig vom schlechten Wetter und Ticketverkäufen zu sein?

Schon mal an ein Solidarmodell für dein Veranstaltungsunternehmen gedacht?

Solidarisch muss sein.

Spätestens seit der Corona-Pandemie 2020 ist allen klar: Vor allem kleinere Betriebe – in jeder Branche – sind abhängig von schwankender Nachfrage, von komplexen Lieferketten, oder von Ticketverkäufen, Eintrittsgeldern und Fördermitteln. Das alles ist schlecht planbar und anfällig für Krisen.

Ein solidarisches Wirtschaftsmodell ist also nicht nur für landwirtschaftliche Betriebe, sondern auch für Veranstalter spannend – ganz egal, ob Genossenschaft, Gemeinschaft oder Solidarmodell.

Welche Lösung passt, muss natürlich jeder Betrieb für sich herausfinden.

Dabei helfen können dir aber vielleicht folgende Netzwerke:
• Myzelium
• Netzwerk Solidarische Landwirtschaft
• Einkommensalternativen-Beratung in der Landwirtschaft

Schon gewusst?

Die Lokale Agenda 21...

...hat in den vergangenen Jahren immer wieder Veranstaltungen zur Solidarischen Landwirtschaft und zur Ernährungswende in der Region gehostet.

  • 2017 haben wir mit dem Netzwerk Solidarische Landwirtschaft die Solawi von Transition Trier supportet
  • 2018 haben wir mit dem Bauern- und Winzerverband die Solawi Lindenhof und die Solawi Rhein-Ahr eingeladen
  • 2019 haben wir auf der Zukunftskonferenz unser regionales Ernährungssystem weiterentwickelt.

Mehr zu den Basics:

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