Gastbeitrag aus Kenia: Nachhaltigkeit im Veranstaltungsmanagement?

von Elias Muhatia
23. Juli 2020

Wir leben in einer so nie dagewesenen Zeit, in der wir alle aufgerufen sind, zu handeln, um die Auswirkungen des Klimawandels abzuschwächen. Es spielt keine Rolle, ob du aktiv oder passiv zur globalen Erwärmung beigetragen hast; wir alle sind verpflichtet, nach nachhaltigen Lösungen zu suchen. Leider stehen einige Menschen dem Phänomen des Klimawandels immer noch skeptisch gegenüber. Die gängigen Argumente gegen den Klimawandel sind aufgrund der deutlichen Beweise für die Erderwärmung wiederum schwer nachvollziehbar.

Im Laufe der Jahre sind die Menschen unachtsam mit ihrer Umwelt umgegangen. Wir haben die unterschiedlichsten Arten von Produkten und Materialien hergestellt, darunter giftige Chemikalien für die Landwirtschaft, Erdölprodukte für den Betrieb unserer Maschinen, Kunststoffe für Verpackungen und weitere. Auch wenn die verschiedenen Produkte in unserem täglichen Leben hilfreich gewesen sind, sind wir fahrlässig mit der Entsorgung der Abfälle umgegangen und haben dadurch unsere Umwelt geschädigt. Chemikalien und Erdölprodukte wurden in Gewässern entsorgt, die das Leben im Wasser stark beeinträchtigen. Kunststoffe haben unsere Umwelt einschließlich der Ozeane belastet. Das Ausmaß der Zerstörung, das wir unserer Umwelt zugefügt haben, ist unermesslich.

In unserer ausgelassenen Feierlaune versäumen wir es oft, trotz allem die Umwelt im Auge zu behalten.

Elias Muhatia berichtet über Probleme in der Event-Organisation

Ein Aspekt, den ich besonders hervorheben möchte, ist die Organisation von Veranstaltungen. Die Organisation von Events auf der ganzen Welt geht mit Essen und Trinken einher. In unserer ausgelassenen Feierlaune versäumen wir es oft, trotz allem die Umwelt im Auge zu behalten. Das gemeinsame Feiern der Menschen bringt Umweltverschmutzung mit sich. Wir können jedoch dem tendenziellen Anstieg der Umweltverschmutzung und der immensen Schädigung des Planeten entgegenwirken, indem wir damit beginnen, einfache grundlegende Maßnahmen zu befolgen.

Matatus (Sammeltaxi-Busse) machen den mit Abstand größten Teil des ÖPNV in Kenia und Uganda aus, etwa hier in Nairobi

Die Verpackung von Lebensmitteln ist einer der Hauptverursacher von Umweltverschmutzung bei Veranstaltungen und generell im Haushalt. Wenn du einen Supermarkt betrittst, um Getränke und Lebensmittel zu kaufen, und dich für eine Plastiktüte entscheidest, dann tötet das in der Konsequenz Wasserorganismen. Die Verpackung von Lebensmitteln halte ich für einen wesentlichen Faktor, basierend auf den Maßnahmen, die in Kenia mit dem gesetzlichen Verbot von Plastiktüten ergriffen wurden.

Am 28. Februar 2017 verbot die kenianische Regierung Verwendung, Herstellung und Import von Plastiktüten, unabhängig davon, ob sie für gewerbliche oder private Zwecke verwendet werden. Ein Verstoß gegen das Gesetz hat verheerende Folgen: Der Verkauf oder die Verwendung von Kunststoffverpackungen wird mit einer Geldstrafe von bis zu 40.000 US-Dollar oder vier Jahren Gefängnis geahndet. Der Guardian bezeichnete das Gesetz in der Folge als das weltweit härteste im Bezug auf Vermeidung von Plastikmüll.

Seit der Einführung des Gesetzes haben wir interessante Innovationen und Kreativität bei der Gestaltung von Verpackungen beobachtet. Das Gesetz führte zum Niedergang von Kunststoffherstellern, schuf jedoch zahlreiche Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen, die sich der Herstellung von Verpackungstüten auf Textilbasis widmen. Viele Menschen in Kenia verwenden aus Sisal gefertigte Taschen, die lokal als Kiondo (Plural: Viondo) bezeichnet werden und umweltfreundlich sind.

Im Gegensatz dazu zeigte sich mir ich im Sommer 2019 in Europa ein ganz anderes Bild. Noch immer werden Plastiktüten in Supermärkten an den Kunden ausgegeben. Die Tüten werden zum Transport von Lebensmitteln und Getränken zu Großveranstaltungen und nach Hause mitgenommen, aber sie werden letztendlich in Mülltonnen mit minimaler oder gar keiner Möglichkeit zum Recycling entsorgt. Die fortlaufende Produktion und Verbreitung von Plastiktüten stellt nach wie vor eine Bedrohung für die gesamte Umwelt dar, ungeachtet der strengen Gesetze in einigen wenigen Ländern. Es spielt keine Rolle, ob andere Länder strenge Maßnahmen zur Verhinderung der Verschmutzung durch Plastik einführen, denn das Verhalten im Globalen Norden wird in jedem Falle Folgen für den Globalen Süden haben.

Wir sehen uns im Globalen Süden noch immer mit ernsthaften Herausforderungen bei der Organisation von Veranstaltungen konfrontiert. Zum Beispiel haben Plastikflaschen für Erfrischungsgetränke unsere Gewässer stark verschmutzt. Es gibt jedoch bereits Diskussionen darüber, wie die durch Plastikflaschen verursachte Verschmutzung verhindert werden kann, und wir hoffen, dass bald eine nachhaltige Lösung hierfür gefunden wird.

Der Transport zum Veranstaltungsort stellt ein wesentliches Umweltproblem dar.

Elias Muhatia über die verschiedenen Dimensionen nachhaltiger Events

Außerdem stellt der Transport zum Veranstaltungsort ein wesentliches Umweltproblem dar. Ich möchte diesen Punkt ebenfalls unterstreichen, indem ich Vergleiche zwischen dem Globalen Norden und Süden anstelle. Die meisten Menschen im Globalen Norden, gerade in Europa, haben das Privileg ein Auto zu besitzen. Dies ist offensichtlich erst einmal nachvollziehbar, angesichts der persönlichen Vorteile die mit dem Besitz eines Autos einhergehen. Aber stets zu Veranstaltungen mit dem Auto zu fahren, unabhängig von der Entfernung, schadet der Umwelt.

Autos in Privatbesitz machen in Kenia nur 15% des Gesamtverkehrs aus - in Deutschland sind es 80%

Demgegenüber haben die meisten Menschen im Globalen Süden nicht den Luxus, ein Auto zu besitzen, hauptsächlich aufgrund ihres niedrigen Einkommens. Deshalb gehen sie entweder zu Fuß oder benutzen öffentliche Verkehrsmittel, um zu Veranstaltungen zu gelangen. Auch wenn zu Fuß gehen, Radfahren oder die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel weitgehend mit der einkommensschwachen Bevölkerung in Verbindung gebracht wird, ist sie schlichtweg umweltfreundlich. Gerade solche Faktoren machen den Globalen Süden (verglichen mit Staaten des Globalen Nordens) global gesehen zum geringsten Umweltverschmutzer.

Allerdings benutzt die Mehrheit der Bevölkerung mit mittlerem Einkommen im Globalen Süden zunehmend Taxis, was sich letztlich nicht vom Fahren mit dem eigenen Auto unterscheidet. Die geringe Anzahl von Personen in einem einzigen Taxi ähnelt der Situation im Globalen Norden, wo jeder sein eigenes Auto fährt; ein Faktor, der nicht umweltfreundlich ist.

Wir stehen in der Pflicht, voneinander zu lernen. Wir sollten das Verhalten ablegen, das die nachhaltige Entwicklung unserer Umwelt bedroht. Es kann der Umwelt durchaus helfen, wenn der Globale Norden weitgehend zu Fuß geht oder Rad fährt, ungeachtet des Luxus von Autos. In schlechteren Szenarien können zumindest Fahrgemeinschaften und öffentliche Verkehrsmittel dazu beitragen, den Schaden für die Umwelt zu minimieren.

(Übersetzt aus dem Englischen von Melanie und Adrian aus dem FairWeg-Team)


Elias Muhatia

Elias ist studierter Statistiker (Universität von Nairobi) und Geschäftsführer sowie Mitbegründer der NGO Aqua and Agriculture Initiative, die sich für Wasserversorgung im ländlichen Kenia stark macht. 2019 absolvierte er ein Prakrikum in der Trierer Stadtverwaltung und ist seitdem ein guter Freund der Lokalen Agenda und des FairWeg-Teams.


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