Solidarität hält eine Gesellschaft zusammen.
Was passiert, wenn Solidarität schwindet, sehen wir seit einiger Zeit zum Beispiel in der Landwirtschaft:
Immer mehr Betriebe schließen – allein in Rheinland-Pfalz sind es jedes Jahr etwa 300 – weil sie vom Verkauf ihrer Waren kaum noch leben können. Gleichzeitig unterbieten sich die großen Einzelhandelskonzerne bei den Preisen.
In diesem System von Angebot und Nachfrage gewinnen oft die, die ihre Waren auf Masse produzieren und günstig verkaufen können. Für kleine Betriebe ist da kaum noch Platz.
Wenn dann noch eine Krise über die Gesellschaft hereinbricht – egal, ob Dürren oder Krankheiten – geht es für kleine Betriebe ans Eingemachte. In der Landwirtschaft genauso wie im Veranstaltungssektor: Wer kein Sicherungsnetz hat, landet unsanft.
Als Veranstalter könntest du so eine gemeinsame Dienstleistung anbieten, die alleine nicht realisierbar wäre, wie z.B. Spüldienste für Mehrweggeschirr oder Flaschen.
Erzeugergemeinschaften können deine Veranstaltung mit hochwertigen Lebensmittel aus deiner Region beliefern.
Aber vielleicht hast du ja auch eine Idee, wie du mit anderen Veranstaltern eure Events gemeinsam vermarkten kannst?
Die Idee dahinter. Der Betrieb schließt sich mit seinen Kunden zusammen und sie bilden einen eigenen kleinen Wirtschaftskreislauf, der größtenteils unabhängig vom Markt ist: Die Solidarische Landwirtschaft, kurz SoLaWi.
Dazu kalkuliert der Betrieb die jährlichen Kosten und eröffnet seinen Kunden die Möglichkeit, Anteile für dieses Jahr zu erstehen: Wenn die Anteile verkauft sind, ist die Finanzierung für das ganze Jahr gesichert.
Die Höhe der Anteile richtet sich also nach den jährlichen Kosten, nicht wie bei der Genossenschaft nach einem festen Satz, der nur das Grundkapital bildet.
Die Kunden bzw. die Mitglieder wiederum erhalten die Produkte, die der Betrieb produziert, kostenfrei zur Verfügung gestellt. Das macht deinen Betrieb unabhängig von äußeren Einflüssen: die Gemeinschaft finanziert deinen Betrieb.
Zugleich erhöht es die Bindung deiner Kunden an deinen Betrieb: Sie finanzieren schließlich dich und nicht deine Produkte. Dabei lernen sie, wer hinter den Produkten steckt, und lernen zu schätzen, was deine Arbeit eigentlich bedeutet.
Dabei musst du keine Angst haben, die Geschäftsführung deines Betriebs aus der Hand zu geben: Du kannst selbstverständlich mit der Gemeinschaft aushandeln, wie viel Mitbestimmungsrecht sie erhalten und in welchen Bereichen. Das ist natürlich eine Herausforderung, die dir aber vor allem Planungssicherheit für deinen Betrieb gibt!
Vielmehr besteht in diesem Modell die Chance, den Beitrag zur Gemeinschaft an die Fähigkeiten und Möglichkeiten der Mitglieder anzupassen: Wie die Anteile aussehen, könnt ihr gemeinsam festlegen.
Die Beitragshöhe ist eine Möglichkeit: Vermögendere Mitglieder können höhere Beiträge zahlen, wenn sie möchten, damit Menschen mit weniger Geld auch mit geringeren Beiträgen teilhaben können.
Eine andere Möglichkeit ist es, Arbeit statt Geld auszuschreiben: Du würdest lieber dein Kerngeschäft erledigen, anstatt dich um Verwaltung und Buchhaltung zu kümmern? Du brauchst an bestimmten Tagen mehr Hände zum Helfen als du selbst hast? Vielleicht können ein oder mehrere Mitglieder das regelmäßig für dich übernehmen, anstatt nur Geld zu bezahlen.
Davon profitieren nicht nur du und die Menschen um dich herum, sondern auch die Umwelt:
Investitionen in umweltfreundlichere Techniken und Methoden tragen die Mitglieder gerne, weil das Risiko auf viele Schultern verteilt wird. Dafür sind sie sogar oft bereit, einen höheren Jahresbeitrag zu zahlen.
Und vielleicht schafft ihr gemeinsam eine Lösung, an die vorher niemand von euch gedacht hätte!
Bei SoLaWis bestimmt oft die Gemeinschaft, welche Produkte angebaut werden, während der Landwirt festlegt, welche Methoden dazu genutzt werden. Je nach Gemeinschaft kann das aber auch ganz anders aussehen!
Das Solidarmodell ist sehr flexibel und anpassbar – es hängt vor allem davon ab, was du brauchst und was die Gemeinschaft dir geben kann. Wenn du offen und transparent mit ihnen bist, geben sie dir oft mehr zurück als du erwartest.
Spätestens seit der Corona-Pandemie 2020 ist allen klar: Vor allem kleinere Betriebe – in jeder Branche – sind abhängig von schwankender Nachfrage, von komplexen Lieferketten, oder von Ticketverkäufen, Eintrittsgeldern und Fördermitteln. Das alles ist schlecht planbar und anfällig für Krisen.
Ein solidarisches Wirtschaftsmodell ist also nicht nur für landwirtschaftliche Betriebe, sondern auch für Veranstalter spannend – ganz egal, ob Genossenschaft, Gemeinschaft oder Solidarmodell.
Welche Lösung passt, muss natürlich jeder Betrieb für sich herausfinden.
Dabei helfen können dir aber vielleicht folgende Netzwerke:
• Myzelium
• Netzwerk Solidarische Landwirtschaft
• Einkommensalternativen-Beratung in der Landwirtschaft
...hat in den vergangenen Jahren immer wieder Veranstaltungen zur Solidarischen Landwirtschaft und zur Ernährungswende in der Region gehostet.