Sprache

Wir alle haben schon einmal vor einem viel zu komplizierten Text gesessen und uns einen einfacheren Weg der Kommunikation gewünscht. Für solche und viele weitere Situationen gibt es verschiedene Ansätze, von leichter Sprache bis zur Tastschrift.

Das Problem mit der Alltagssprache

Unsere Alltagssprache bereitet vielen Menschen Schwierigkeiten. Sie ist kompliziert aufgebaut und bedient sich häufig einem komplexen Vokabular. Menschen mit Lernschwierigkeiten, die an Demenz erkrankt sind, mit Deutsch als Zweitsprache, Lesenanfänger:innen oder auch Nichtleser:innen bleibt der Zugang zu Informationen und Inhalten durch den Gebrauch von Alltagssprache häufig verwehrt. Das betrifft bis zu 10 Millionen Menschen in Deutschland, deren Lese- und Schreibfähigkeiten aus verschiedensten Gründen unterdurchschnittlich sind.

Ein paar Tipps vorweg

Je früher desto besser!

Je früher die Barrierefreiheit in den Planungsprozess integriert wird, desto einfacher und wirtschaftlicher wird die Umsetzung des Events. Schon bei der Wahl der Räumlichkeiten kann darauf geachtet werden, ob diese für Menschen mit Hörbehinderung gut geeignet sind, statt im Nachhinein mögliche Barrieren zu beheben und auszugleichen.


Zwei-Sinne-Prinzip

Wenn Informationen auf Veranstaltungen über mehrere Sinne wahrnehmbar sind, können fehlende Sinneswahrnehmungen ausgeglichen werden.


Kommunikation

Wenn Menschen mit Behinderung eine Assistenz dabei haben: Spich nicht nur mit der Assistenz. Sprich auch mit den Menschen selbst.

Keep it short and simple (KISS)

Oft werden Inhalte komplex beschrieben, schön ausgeschmückt und mit Fachbegriffen aufgewertet. Der Text mag dann vielleiht für viele schöner klingen, für viele bedeutet das allerdings Ausschluss. Um so viele Menschen wie möglich abzuholen, ist es immer eine gute Idee sich einfach und kurz zu halten.

Welche Barrieren treten durch Sprache bei Veranstaltungen auf?

Es startet schon bei der Bewerbung. Wenn die hier verwendete Sprache zu komplex ist, ist das für viele Menschen ausschließend, nicht nur für Menschen mit Lernschwierigkeiten. Auch Menschen mit Deutsch als Zweitsprache, Leseanfänger:innen, ältere Menschen oder Nicht-/Wenigleser:innen machen durch Sprache Ausschlusserfahrungen.
Wenn innerhalb des Programms schwere Sprache verwendet wird, werden Menschen, die auf Einfache oder Leichte Sprache angewiesen sind, gar nicht oder nicht gleichwertig teilhaben können.
Informationen auf Veranstaltungen, zum Programm, zu den Acts und Speaker:innen, zu der Essenssituation und Vielem mehr sind häufig in schwerer Sprache formuliert. Auch  dadurch ist keine gleichwertige Teilhabe gewährleistet. Menschen, die auf Leichte oder Einfache Sprache angewiesen sind, sind dadurch abhängig von der Hilfe Anderer.
Auch bei der Nachbereitung und Berichterstattung wird meist ausschließlich schwere Sprache verwendet. Diese Inhalte sind dann exklusiv für Menschen, die die schwere Sprache beherrschen.
Ein weiteres Problem ist die Verwendung diskriminierender oder exklusiver Sprache und stereotyper Narrative. Rassismus, Sexismus, Ableismus und Queerfeindlichkeit sind tief in unserer Sprache verankert und werden daher auch im Kulturbereich reproduziert.

Wie können Sie Barrieren auf ihren Veranstaltungen abbauen?

Leichte oder Einfache Sprache

Leichte und Einfache Sprache sind vereinfachte Realisierungsformen der deutschen Sprache und sollen Zugang zu Inhalten und Informationen und somit Teilhabe ermöglichen.

Leichte Sprache befolgt ganz klare Regeln zum Satzbau, zur Gliederung, der Textgestaltung oder auch dem Gebrauch von Fremdwörtern und Abkürzungen. Entscheidend ist, dass Texte in Leichter Sprache von Expert:innen auf Lesbarkeit und Verständlichkeit geprüft werden. Diese Prüfer:innen sind selbst auf Texte in Leichter Sprache angewiesen und können daher einschätzen, ob die Texte tatsächlich leicht verständlich sind. Ihr möchtet lernen leichte Sprache zu nutzen? Die Aktion Mensch bietet einen kostenlosen E-Learning Kurs zu Leichter Sprache an.

Aber was ist der Unterschied zur Einfachen Sprache? Auch Einfache Sprache soll durch vereinfachte Satzstruktur und vereinfachtes Vokabular Zugang zu Sprache verschaffen. Diese groben Grundsätze sind allerdings weniger spezifisch und vor allem nicht verbindlich. Dadurch ist der Zeit- und Kostenaufwand wesentlich geringer als bei Leichter Sprache. Ziel ist es hier, mit weniger Aufwand möglichst vielen Menschen Zugang zu Sprache und somit zu Informationen und Inhalten zu verschaffen.

Mit Sprache ist nicht nur die Lautsprache gemeint

Auch Gebärdensprache, also visuell-motorische gesprochene Sprache ist Sprache. Die Deutsche Gebärdensprache ist in Deutschland vollwertig anerkannt und wird mit Handzeichen, Mimik, Mund und Oberkörper gesprochen. Sie ist für Menschen mit Hörschädigung eine gängige Kommunikationsform. Auf Veranstaltungen kann eine Gebärdendolmetschung Teilhabe bedeuten, indem das Bühnenprogramm durch eine:n Dolmetscher:in übersetzt wird.

Die Brailleschrift ist zwar keine Sprache an sich sondern eine Schrift, aber in  Bezug auf Teilhabe definitiv erwähnenswert. Sie ermöglicht es blinden Menschen oder Menschen mit Sehbehinderung Schriftsprache zu lesen und sich schriftlich auszudrücken. Bei Braille handelt es sich um eine Punktschrift, die aus sechs hervorstehenden Punkten besteht und mit den Fingern gelesen wird. Die einzelnen Buchstaben, teilweise auch ganze Worte werden durch eine Kombination der sechs Punkte abgebildet. Eine Übersetzung in Braille bei beispielsweise Ausstellungstexten ist eine Alternative zur Audiodeskription und ermöglicht selbstständige und gleichwertige Teilhabe.

Auch das Zwei Sinne Prinzip kann Abhilfe leisten

Etwas kann nicht gehört werden? Bietet alternativ an, dass die Informationen gelesen werden können (bestenfalls in Leichter/Einfacher Sprache).

Etwas kann nicht gesehen oder gelesen werden? Dann kann es vielleicht ertastet oder erzählt werden.

Diskriminierungsfreie und geschlechtergerechte Sprache

Es ist nicht nur wichtig, dass Teilnehmende die verwendete Sprache verstehen, auch die Verwendung diskriminierungsfreier Sprache ist von großer Bedeutung. Ableismus, Rassismus, Sexismus und Queerfeindlichkeit ist tief in unserer Gesellschaft verankert. Menschen mit Behinderung werden in der Sprache besipielsweise oft in eine Opferrolle gedrängt, verkindlicht oder eben verbesondert. Auch hier muss darauf geachtet werden, dass sich keiner rassistischen, ableistischen oder sexistischen Narrative bedient wird. Dies gilt sowohl für das Personal vor Ort, als auch für Referent:innen. Auf der Plattform Leidmedien findet ihr eine Hilfestellung welche Begriffe in Bezug auf Menschen mit Behinderung nicht verwendet werden sollten mit möglichen Alternativen.

Die Verwendung des generischen Maskulinum ist in Deutschland immer noch Norm. Dabei schafft Sprache Wirklichkeit und ist ein wichtiges Mittel um gesellschaftlichen Wandel einzuleiten. Geschlechtergerechte Sprache bezieht alle Gender ein und kann somit dabei helfen Klischees über Geschlechterrollen abzubauen. Auf geschicktgendern.de findet ihr Tipps und Hinweise zum Gendern.

Gendern und Barrierefreiheit

Wenn es um Barrierefreiheit geht ist allerdings Vorsicht geboten.

Screenreader können bestimmte Arten des Genderns unterschiedlich gut wiedergeben. Zudem stellt Gendern für Menschen mit Behinderung beim Lesen eine Herausforderung dar. Wenn möglich ist die Verwendung neutraler Formulierungen (z.B. Studierende statt Student*innen), die einfachste Möglichkeit geschlechtergerechte und barrierefreie Sprache zu kombinieren. Wenn das nicht möglich ist, wird das Gender*sternchen empfohlen.

An wen kann ich mich wenden?

Tools für Einfache Sprache

Language-Tool
Language Tool prüft ihre Texte auf einige Regeln der Leichten/Einfachen Sprache.

SUMM
SUMM-AI ist ein kostenpflichtiges Tool, dass Texte in Einfache Sprache übersetzt (nur für gewerbliche Kund:innen).
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