Sehen

Menschen mit Sehbehinderung sind in vielen Situationen im Alltag auf Hilfsmittel angewiesen - von Brille bis Langstock ist immer gute Planung nötig. Das gilt natürlich auch für die Teilnahme von Veranstaltungen. Wir alle können mit guter Organisation dazu beitragen, ihnen die aktive Teilnahme zu erleichtern.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gibt es in Deutschland (Stand 2021) mindestens 71.260 blinde, 46.820 hochgradig sehbehinderte und 440.645 sehbehinderte Menschen. Der Deutsche Blinden- und Sehbehinderten-Verband geht allerdings von höheren Zahlen aus, da hier nur Menschen mit einem Schwerbehindertenausweis erfasst werden, es jedoch viele Menschen mit Sehbehinderung gibt die keinen besitzen.
Ein Mensch gilt als sehbehindert, wenn er/sie auf dem besser sehenden Auge selbst mit Brille oder Kontaktlinsen über weniger als 30% Sehvermögen verfügt. Über Blindheit spricht man bei einem Sehvermögen von weniger als 2%.

Wichtig ist zu erwähnen, dass die meisten Menschen im Alter an Sehvermögen einbüßen. In Deutschland geht die Zahl der blind geborenen Kinder daher zurück. Ein Großteil der blinden und sehbehinderten Menschen hier verlieren erst im Alter an Sehstärke.

Ein paar Tipps vorweg

Je früher desto besser!

Je früher die Barrierefreiheit in den Planungsprozess integriert wird, desto einfacher und wirtschaftlicher wird die Umsetzung des Events. Schon bei der Wahl der Räumlichkeiten kann darauf geachtet werden, ob diese für Menschen mit Sehbehinderung gut geeignet sind, statt im Nachhinein mögliche Barrieren zu beheben und auszugleichen.


Zwei-Sinne-Prinzip

Wenn Informationen auf Veranstaltungen über mehrere Sinne wahrnehmbar sind, können fehlende Sinneswahrnehmungen ausgeglichen werden.


Kommunikation

Wenn Menschen mit Behinderung eine Assistenz dabei haben: Spich nicht nur mit der Assistenz. Sprich auch mit den Menschen selbst.

Welche Barrieren gibt es auf Veranstaltungen für Menschen mit einer Sehbehinderung?

Einer der ersten Schritte bei der Veranstaltungsplanung ist die Suche nach Räumlichkeiten. Fehlende Warnhinweise zum Beispiel vor Treppen, Rampen oder Türen können zur Stolpergefahr werden. Fehlen taktile Elemente, zum Beispiel bei Aufzügen oder Haltegriffen entstehen Barrieren.
Fehlt die Kommunikation der Aspekte der Barrierefreiheit bei der Bewerbung, so verkompliziert sich die Planung zur Teilnahme an der Veranstaltung durch extra Recherchearbeit.
Kommunikation wie zum Beispiel in Form von Hinweisschildern auf dem Veranstaltungsgelände lediglich über die Schriftsprache können zur Barriere werden. Auch für Menschen mit geringem Sehvermögen können zu klein gewählte Schriftgröße und geringe Kontraste zum Hindernis werden.
Während der Veranstaltung können zu dunkle Räumlichkeiten mit geringer Ausleuchtung und keine Hinweise über Lichteffekte die Teilnahme an der Veranstaltung einschränken.

Wie können Sie Barrieren auf ihren Veranstaltungen abbauen?

Kontrastreiche Gestaltung

Eine kontrastreiche Gestaltung ist für Menschen mit Sehbehinderung oder geringem Sehvermögen wichtig und das bei den verschiedensten Aspekten vor und während der Veranstaltung. Bei der Bewerbung, in einer möglichen Präsentation und bei Hinweisschildern oder ähnlichem sollten hohe Kontraste verwendet werden. Auch Elemente der Räumlichkeiten wie Treppenstufen oder Rollstuhlrampen sollten mit ausreichend hohem Kontrast markiert sein. Die Kontraste Ihrer Druckmaterialien oder auch ihrere Website können Sie mit Hilfe von Online-Tools überprüfen.

Leitsysteme

Zur Orientierung im und um den Veranstaltungsort benötigen Menschen mit Sehbehinderung oder blinde Menschen, die einen Langstock benutzen, ein Leitsystem. Taktile Leitsysteme sind unter anderem Bodenindikatoren wie Aufmerksamkeitsnoppen, Leitstreifen sowie taktile Handlaufschilder. Es gibt zwei Grundstrukturen in Form von Rippen und Noppen. Rippen bieten sich insbesondere für Leitstreifen, Richtungsfelder, Auffindungsstreifen, Einstiegs- oder Sperrfelder an, während Noppen für Stellen mit einer erhöhten Aufmerksamkeit oder Wachsamkeit auf dem Weg relevant sind. Bodenindikatoren haben sowohl eine leitende Funktion und geben das Signal "gehen", eine warnende (Signal: Halt) oder eine hinweisende Funktion (Signal: Achtung).

 

Begleitpersonen

Menschen mit einem Schwerbehindertenausweis mit dem Merkzeichen B haben ein Anrecht auf eine dauerhafte Begleitperson, dies kann auch bei blinden oder sehbehinderten Menschen der Fall sein. Hier könnte man als Veranstalter:in darauf achten, dass die Begleitperson unentgeltlich an der Veranstaltung teilnehmen kann. Auch kann man generell über ermäßigte Eintrittspreise für Menschen mit Behinderung nachdenken, da diese häufig finanziell schlechter gestellt sind. Ein Solidarprinzip ist eine andere Möglichkeit, auch anderen finanziell schlechter gestellten Personen entgegen zu kommen.

 

Verwendung von Schrift

Bei der Verwendung von Schrift gibt es mehrere Aspekte zu beachten und die Anforderungen unterscheiden sich je nachdem ob ein Mensch blind, sehbehindert oder ein geringes Sehvermögen hat.

Brailleschrift kann eine Alternative zur Schriftsprache sein. Zu beachten ist hier, dass es auch blinde Menschen und Menschen mit Sehbehinderung gibt, die keine Brailleschrift beherrschen.

Insbesondere Audiodeskription und Vertonung von Schriftsprache können Barrieren für mehr Menschen abbauen. Mit Audioguides, wie sie bereits in Museen oder Ausstellungen genutzt werden, können Menschen sich die geschriebene Sprache anhören und können sowohl für Menschen mit Sehbehinderungen und blinden Menschen hilfreich sein. Auch Menschen die wenig oder nicht lesen können oder Kinder profitieren von der Vertonung der Schrift.

Auch in der Bewerbung zum Beispiel auf der Homepage kann eine Vertonung hilfreich sein. Allgemein sorgen eine vergrößerbare Schrift und genügend Kontraste auf Websites für den Abbau von Barrieren und ermöglichen den Zugang. Mittlerweile gibt es auch Tools, die auf der Homepage installiert werden können und die individuelle Anpassung der Barrierefreiheit auf der Website ermöglichen.

Druckmaterialien

Druckmaterialien sollten nicht auf zu dünnem und vor allem nicht auf durchscheinendem Papier gedruckt werden. Glänzendes Papier kann ebenfalls zur Barriere werden. Farbkombinationen wie Rot und Grün, die vermehrt Menschen mit Rot-Grün-Schwäche vor Hindernisse stellen, sollten verhindert werden.

Veranstaltungsort

Bei der Auswahl der Räumlichkeiten kann auf einiges geachtet werden, was für Menschen mit Sehbehinderung oder blinde Menschen enorm wichtig ist. Gibt es Aufzüge ist eine Sprachausgabe mit taktilen Tasten wichtig (und eigentlich schon die Norm). Bei Stufen, Rampen, Türen und Glastüren ist es wichtig, dass diese gekennzeichnet sind, etwa mit auffälligen Hinweisen (Gelb/Schwarz). Griffsichere Handläufe bei Treppenstufen und im besten Falle sogar mit taktilen Elementen sind wichtig, wenn es keinen Aufzug gibt.

 

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