PARTY-zipation – Runde zwei! Am Freitag, den 10. November 2023, lädt die Lebenshilfe Trier in Kooperation mit dem Kulturgraben e.V. wieder zur inklusiven Party in die TUFA Trier ein. Mit dabei sind die Musikacts Alpina Weiss Bescheid und Sweat-Like-Chianti. Außerdem präsentiert der Verein DanceAbilitiy eine Kurzversion des Tanzstücks „S!EE“ – die multimediale Tanzperformance des Ensembles BewegGrund Trier. Danach startet die inklusive Aftershow-Party. Einlass ist 17:00 Uhr. Los geht’s um 18:00 Uhr. Der Eintritt kostet 5 Euro.

Das Konzept und die Herangehensweise sind wie beim ersten Mal: Menschen mit und ohne Beeinträchtigung gründeten ein Festkomitee und bearbeiteten alle Facetten der Eventplanung. Dazu gehörte die Buchung der Location, die Auswahl der Musiker, die Zusammenstellung einer Playlist für die Aftershow-Party sowie die Gestaltung von Promo-Material. Das gemeinsame Ziel: eine inklusive Party für Menschen mit und ohne Behinderung auf die Beine stellen, denn Kultur soll für alle Menschen gleichgut erreichbar und erlebbar sein.

Das Programm

Verträumt, nachdenklich und experimentell wild. Die Songs von ALPINA WEISS BESCHEID sind genauso vielfältig wie die sechs Musiker*innen der Indie-Band selbst. Die originellen Songs der inklusiven Band entstehen in Zusammenarbeit aller Mitglieder mit viel Leidenschaft aus dem Moment heraus, mit Einflüssen aus Indie, Dream Pop und der 80er New-Wave-Music.

SWEAT LIKE CHIANTI – das sind Bruno Calvera und Pepito Spezzegutti aus Calabrien. Die zwei erfolglosen Musiker versuchen schon seit den 80ger Jahren, einen außergewöhnlichen Hit zu landen um die Herzen einiger Zuhörerinnen und Zuhörer zu gewinnen. Auch zahlreiche Versuche, komponierte Lieder an italienische Stars zu verkaufen, scheiterten. In den 90ern konzentrierten sich die beiden auf Film und Theatermusik. Auch hier mit sehr geringem Erfolg. Erst als im neuen Jahrtausend Franco Di Dotti die beiden unter Vertrag nahm, begann der unglaubliche Aufstieg dieser Band. Heute vergeht kaum ein Tag in Bella Italia ohne eine Meldung über Franco di Dotti in den italienischen Giornali oder ohne ein Lied von Sweat like Chianti im Radio Italiana.

S!EE – Multimediale Tanzperformance des Ensembles BewegGrund Trier: Das Tanzstück, angesiedelt in einem Museum, spielt mit der Thematik des subjektiven Wahrnehmens von Dingen über die Zeit. Mittels Tanz, Video, Musik und Licht werden optische Illusionen genauso echt, wie Bekanntes neu wahrgenommen. Sich eintauchen lassen in neue Sphären – als Traum, als Wunsch, als eigene Wirklichkeit. Die Vision von DanceAbility ist eine Kultur des Tanzes zu schaffen, die für Alle offen ist. Unabhängig von Körperlichkeit, Intellekt, Herkunft, Identität oder Alter erleben Menschen den Nutzen des gemeinsamen Miteinanders durch Tanz und Bewegung. DanceAbility ist seit über 20 Jahren ein selbstverständlicher Teil der kulturellen Landschaft in Trier.

Von barrierefreien Angeboten profitieren längst nicht nur diejenigen der zehn Millionen Menschen, die in Deutschland mit einer Behinderung leben. „Barrierefreiheit ist für etwa 10 % der Bevölkerung unentbehrlich, für 40 % hilfreich und für 100 % komfortabel“, hat sich deshalb das Projekt „Reisen für Alle“ auf die Fahnen geschrieben. 2011 initiiert vom Deutschen Seminar für Tourismus (DSFT) Berlin e. V. und dem Verein Tourismus für Alle Deutschland e. V., gefördert vom damaligen Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (heute: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz), beschreibt und prüft es unabhängig von der Selbsteinschätzung des Betriebs die Zugänglichkeit und Nutzbarkeit von Freizeiteinrichtungen und touristischen Angeboten. Trier hat nun unter Federführung der Trier Tourismus und Marketing GmbH (TTM) als erste Stadt in Rheinland-Pfalz die Ortszertifizierung erhalten. Insgesamt 25 Kooperationspartner*innen haben hierfür ihre Angebote auf Barrierefreiheit prüfen lassen.

Von der hollywoodreifen Inszenierung der „Letzten Schlacht um Rom“ in der ehemaligen Pauluskirche bis zum brandneuen UNESCO-Weltdokumentenerbe des Ada-Evangeliars aus der Zeit Karls des Großen. Von packendem Sport in der Arena Trier bis zu mitreißender Kleinkunst in der TUFA. Oder natürlich vom geschichtsumspannenden Rundgang durch die Innenstadt bis zur Besichtigung der Kaiserthermen oder des Stadtmuseums Simeonstift: In insgesamt drei verschiedenen Urlaubsinspirationen, die verschiedene barrierefreie Angebote nach Themengebieten als Reisevorschlag bündeln, präsentiert sich Trier auf der Projekt-Webseite www.reisen-fuer-alle.de, deren Informationen auch bei vielen Partnern, wie dem ADAC Routenplaner, der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) oder den Tourismusorganisationen der Bundesländer ausgespielt werden.

„Trier steht allen offen. Das dokumentieren wir jetzt auch mit einem klaren Nachweis. Das Reisen für Alle-Zertifikat ist ein unabhängiges und verlässliches, zugleich aber auch gut vernetztes und akzeptiertes Prüfsiegel für die Barrierefreiheit einer Destination. Hiermit können wir unser großes Anliegen noch überzeugender nach außen tragen: Trier ist eine liebens- und lebenswerte Stadt für Alle“, freute sich Kultur- und Tourismusdezernent Markus Nöhl daher über die Auszeichnung. „Wir haben intensiv bei den verschiedenen Erlebnisanbietern unserer Stadt für dieses Zertifikat geworben“, ergänzt TTM-Geschäftsführer Norbert Käthler. „Dass nun gleich 25 Partnerinnen und Partner aus den unterschiedlichsten Bereichen unserer Stadt mit im Boot sind und sich zudem weitere im Zertifizierungsprozess befinden, ist ein positives Signal für dieses Projekt.“

Die Erlebnisshow „Letzte Schlacht um Rom“ ist eines der als barrierefrei bestätigten Angebote. Foto: TTM

Für eine Ortszertifizierung muss sich zunächst jedes einzelne Angebot bzw. jede einzelne Institution auf Barrierefreiheit prüfen lassen. Im Anschluss werden aus diesen Bausteinen Angebotsbündel gestrickt, die als Reisevorschlag für den Gast dienen. „Wichtig war uns dabei, dass die Angebote vom Gast selbstständig wahrgenommen werden können“, erklärt Dorothé Richardt, die die Zertifizierung bei der TTM federführend initiiert und betreut hat. „In den vergangenen zwei Jahren konnten wir auf diese Weise drei Angebotsbündel zusammenstellen, die nicht nur die verschiedenen Seiten Triers zeigen, sondern es auch Gästen mit Beeinträchtigungen ermöglicht, selbstbestimmt und ohne fremde Hilfe unsere Stadt zu entdecken.“

Detaillierte und verlässliche Informationen zur Zugänglichkeit und Nutzbarkeit für verschiedene Gästegruppen, die vor Ort erhoben und geprüft werden, sowie mindestens eine Person vor Ort, die zum Thema Barrierefreiheit entsprechend geschult und sensibilisiert ist: Die Anforderungen an das „Reisen für Alle“-Zertifikat sind hoch, sollen aber auch das Entwicklungspotenzial der einzelnen Betriebe aufzeigen. „Ziel dieses Projekts ist es nicht, nur diejenigen Orte und Angebote aufzunehmen, die vollumfängliche Barrierefreiheit bieten“, erklärt Richardt. „Wichtig ist es, den Betroffenen Planungssicherheit zu bieten und verlässliche Informationen zur Verfügung zu stellen: Ist das Gebäude stufenlos zugänglich? Wie groß sind die Bewegungsflächen in den öffentlichen Toiletten? Sind Alarmanlagen auch optisch wahrnehmbar, sind Informationen in Brailleschrift oder Leichter Sprache vorhanden, gibt es farbliche Leitsysteme? Was noch nicht möglich ist, stellt zugleich einen Fingerzeig für das Unternehmen oder das Ausflugsziel dar, wo man das barrierefreie Urlaubsangebot noch weiter verbessern kann. Und daran werden wir weiterarbeiten.“

Für Stefan Zindler, Geschäftsführer der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH, liefert Trier durch seine Zertifizierung einen wichtigen Impuls für das gesamte Bundesland. „Wir sind sehr stolz, mit Trier nun die erste zertifizierte Stadt nach ‘Reisen für Alle’ in Rheinland-Pfalz zu haben. Es gibt zahlreiche Gäste, die in vielen touristischen Bereichen auf barrierefreie Angebote unterschiedlicher Art angewiesen sind. Unser gemeinsames Ziel ist es, dass die Gäste ihren Urlaub dank der steigenden Zahl an barrierefreien Angeboten in Rheinland-Pfalz unbeschwert genießen können.“

Die Zertifizierung nach dem „Reisen für Alle“-Standard ist drei Jahre gültig. Alle Informationen zu den Angeboten finden Interessierte unter www.reisen-fuer-alle.de oder auf der Webseite der TTM.

Text: Pressemitteilung Trier Tourismus und Marketing GmbH
Titelfoto: Herzlich Willkommen für Alle! (© Trier Tourismus und Marketing GmbH)

Im Rahmen unseres Projekts FairWeg (ausgezeichnet als Projekt Nachhaltigkeit 2023) sprechen wir immer wieder mit spannenden Menschen aus unterschiedlichen Bereichen, die etwas zu Themen wie Nachhaltigkeit und Inklusion zu sagen haben - diesmal dürfen wir Corinna Rüffer im Podcast begrüßen.

Sie ist seit 2013 Bundestagsabgeordnete für Bündnis 90/Die Grünen und engagiert sich handfest für die Rechte von Menschen mit Behinderung und für mehr Inklusion in Deutschland - und natürlich in ihrem Wahlkreis hier in Trier. Ein gutes Gespräch mit unserem Redakteur Adrian, in dem es unter anderem um die Frage geht: Was wünschst DU dir eigentlich für ein Trier in Zukunft?

Großer Jubel bei Team USA nach dem Sieg im Kajak-Einzel der Damen

Der zweite Tag bei der Deutschlandpremiere des größten inklusiven Sportevents weltweit begann für unser FairWeg-Team im pittoresken Köpenick. Von hier aus war es quasi nur ein Katzensprung zu Fuß und per Tram an Alter Spree und Dahme entlang bis zum Regattahafen in Grünau, dem Austragungsort der Kajak- und Freiwasserschwimm-Wettbewerbe. Bei den Finals der Herren und Damen im Einzelkajak konnten wir uns ein gutes Bild von Venue und Veranstaltungsorganisation machen; besonders spannend vor allem deswegen, da es sich dabei um eine eigens dafür hergerichtete Spielstätte an einem Gewässer am Rand der Stadt handelt, die also weniger auf das Austragen großer, mehrtätiger Sportevents ausgerichtet ist. Unser Fazit: Gerade die Infrastruktur vor Ort für Athlet:innen, Staffs und Mitarbeitende ist super, für Zuschauer:innen könnte jedoch noch mehr gesorgt werden.

Die beiden großen Knackpunkte, die kein Special Olympics-spezifisches Problemfeld darstellen, sondern viel eher eine allgemeine Herausforderung in unseren aktuellen Zeiten, beziehen sich unmittelbar auf die Auswirkungen des heißen Wetters. In Grünau, genau wie bei den Sportarten rund um das Olympiastadion im Berliner Westen (etwa Leichtathletik und Hockey), waren kaum Schattenplätze ausgewiesen, abgesehen von den in Sachen Sitzplätzen begrenzten und weit vom sportlichen Geschehen entfernten Tribünen. Dürften wir dem Orga-Team also einen Tipp mit auf den Weg geben, wäre es sicher, mehr Schutz vor der Sonne sicherzustellen, auszuschildern und so die Gesundheit aller Anwesenden zu schützen. Bei aller Kritik war aber natürlich für das Wohl der Athlet:innen bestens gesorgt, hier gibt es an allen Venues quer durch die Stadt frei zugängliche Trinkwasserspender und Zelte oder Räumlichkeiten zum Zurückziehen; Ähnliches wäre für Besucher:innen in Zukunft ein absoluter Gewinn.

Die Siegerehrungen, etwa im Sommergarten der Messe Berlin, sind immer ein besonders emotionaler Moment

Abseits dessen hat uns die Atmosphäre der Spiele und die gelebten Werte auch am zweiten Tag vollends begeistert. Großer Jubel und Umarmungen nach Medaillengewinnen, freundschaftliche Dialoge zwischen Vertretenden der verschiedenen Delegationen in der S-Bahn und spontane Tänze in den Wartebereichen - so viel Leichtigkeit im Zeichen von Inklusion und Frieden ist einfach fantastisch. Außerdem haben wir viele gute Ideen gesammelt und dokumentiert, um diese in Zukunft auch für Events in Trier verfügbar zu machen - vom "Quiet Room", also stillen Rückzugsorten direkt neben dem Geschehen, bis hin zur Gebärdendolmetschung am Veranstaltungseingang. Die Spiele inspirieren also nicht nur vor Ort, sondern auch ein paar hundert Kilometer entfernt in unserem lieben Trier.

Unsere Redakteur:innen Svantje, Lea und Adrian haben sich am Donnerstag auf dem Weg in die Bundeshauptstadt gemacht, um echte Olympia-Luft zu schnuppern: Bis Sonntag, dem Tag des feierlichen Abschluss vor dem Brandenburger Tor, sind sie für euch an den verschiedenen Spielstätten und anderen Event-Orten verteilt durch die ganze Stadt unterwegs, um sich diese einzigartige Großveranstaltung aus dem Blickwinkel "Inklusive und nachhaltige Veranstaltungen" anzuschauen. Das erste Fazit: Die World Games sind ein großes, buntes und vor allem internationales Fest, bei dem Werte wie Fairness und Hilfsbereitschaft vorgelebt werden.

Der Weg zur Messe Berlin und ein warmes Willkommen im Berliner Regen

Die Highlights bisher waren sicherlich der Gang durch die Stadt, bei dem einem immer wieder Delegationen aus allen Teilen der Welt begegnen: Aus Tansania, Serbien, Australien, Malta - und auch aus unserem Lieblingsnachbarland Luxemburg, das natürlich vom FairWeg-Team gebührend beim Boccia in der Messe unterstützt wurde. Hier gab es unter anderem auch Judo, Gewichtheben und Turnen zu bestaunen - und Badminton, eine Disziplin, bei der eine ganz besondere Geste der Fairness zu sehen war.

Bei den Finals der Herren im Einzel zog sich ein Athlet aus Taiwan eine Verletzung am Knie zu, weswegen er noch auf dem Court vom Sanitätsteam versorgt werden musste; sein Gegenspieler aus Ägypten und der dazugehörige Staff halfen sofort bei der Versorgung mit und ein Mitglied aus dem ägyptischen Trainerteam trug den verletzten Sportler sogar letztlich vom Platz nachdem dieser versorgt war. Eine starke Geste, die vom sowieso sehr engagierten Publikum ausgiebig gefeiert wurde.

Plätze für Rollstuhlfahrende sind an allen Venues in der Messe vorhanden - die Lösung hier sind Courtside-Plätze, ähnlich wie beim Basketball

Der erste Eindruck zur Barrierefreiheit vor Ort in der Messe Berlin, die einer der Hauptaustragungsorte der Spiele, sowie Medienzentrum und Anlaufstelle für das Angebot Healthy Athlets ist, ist grundlegend gut. Positiv aufgefallen ist, dass es ausreichend (barrierefreie) Toiletten - und sogar teils eigens deklarierte Intersex-Toiletten - gibt. Auch die Beschilderung und die Verfügbarkeit von Aufzügen in dem mehrstöckig bespielten Gebäudekomplex ist durchgehend und gut gestaltet. Probleme wiederum gibt es in den Übergangen zwischen den einzelnen Bereichen, da hier kleinere Schwellenrampen vorhanden sind, welche jedoch bei stärkerem Regen und entsprechender Nässe gerade für Elektrorollstuhl-Fahrende nicht alleine nutzbar und potentiell sogar gefährlich sind; hier wäre ein entsprechender Anti-Rutsch-Belag eine einfache und schnell durchzuführende Lösung. Mehr zum Thema folgt bald natürlich hier auf dem FairWeg-Blog!

Tierpark, Mauer, Champions League – Berliner Host Towns zeigen Athlet*innen und Betreuer*innen der Special Olympics World Games 2023 ihre Stadt

Internationaler Besuch im Berliner Poststadion. Schon von weitem sind auf der Tribüne die grünen Trainingsanzüge der Mitglieder der Feldhockey-Auswahl Pakistans zu sehen. Sie essen gerade zu Mittag. „Berlin ist schön. Wir sind richtig gut aufgenommen worden“, erzählt Imdad Ali, einer von drei Trainern der Hockeymannschaft. Sieben Frauen und drei Männer gehören zum Team. Das sei Inklusion auf allen Ebenen, betont Ali. 

Gerade sind sie mit Berliner Sportler*innen zusammengetroffen. Auch die Spreewölfe, ein Berliner Inlineskaterhockeyverein, war mit dabei. „Sie waren jetzt nicht auf ihren Inlinern, sondern auf Sportschuhen, und haben Feldhockey angeboten. Das ist sehr gut angenommen worden“, erzählt Melita Ersek, Leiterin des Sportamts im Bezirk Mitte. Sie hat für Mitte das Host Town Programm entwickelt. „Seit Anfang Februar arbeiten wir daran. Wir haben überlegt, was bieten wir an Kultur, was bieten wir an Sport? Und da haben wir, gemeinsam mit den Sportvereinen und den vielen Kulturinstitutionen im Bezirk doch einiges anzubieten“, sagt Ersek stolz. 

Dienstag war Sporttag im Poststadion. „Mittwoch war Kulturtag mit Besuch im Futurium und einem Spaziergang an der Mauer mit fünf Guides. Wir haben schon gemerkt, dass sie ganz neugierig sind. Sie haben uns auch gefragt, warum man in Berlin denn gar nicht sehen kann, dass es mal Ost und West gab. Sie hatten das noch irgendwie vor Augen, dass da eine Mauer mitten in der Stadt stand. Und am Donnerstag besuchen wir gemeinsam die Inklusionsschule am Zille-Park. Sie können dort mit Schüler*innen sprechen und bekommen mit, wie es hier in Berlin an einer Schule mit Inklusion aussieht“, berichtet Ersek.

Am Dienstagabend stand dann noch ein Besuch aller in Berlin untergebrachten Delegationen gemeinsam mit den Verantwortlichen und vielen Volunteers im Berliner Tierpark an. Auch das Team aus der Ukraine war dabei. Die Delegation hatte eine sehr anstrengende Anreise hinter sich. „Das Team ist die ganze Strecke mit dem Bus gefahren. Die meisten kommen direkt aus der Ukraine“, erzählt Serhiy Komisarenko, Leiter der Delegation. Die Sportler*innen kommen nicht aus dem unmittelbaren Kriegsgebiet. „Die meisten, die dort wohnten, haben das Land längst verlassen“, erklärt Komisarenko, der als gelernter Mediziner zu Special Olympics stieß, der aber auch eine beachtliche politische Karriere als Stellvertretender Ministerpräsident sowie Botschafter der Ukraine in London in den 1990er Jahren hinter sich hat.

Der Krieg belaste Menschen mit mentalen Beeinträchtigungen ganz besonders, betont er: „Es ist eine bizarre Situation, schon für Menschen mit einem starken Nervensystem. Einige sind natürlich sehr erregt, manche fühlen sich komplett verloren. Wir haben es aber geschafft, trotz des Krieges ein paar Wettkämpfe zu organisieren und die Athleten auf die Spiele hier gut vorzubereiten.“ Zur 35-köpfigen Delegation gehört auch die Turnerin Marianna Akhrarova. Sie hat schon an mehreren Weltspielen teilgenommen und aus internationalen Turnieren insgesamt zwölf Medaillen mit nach Hause gebracht, erzählt sie. Was sie in Berlin will? „Natürlich auch Medaillen holen“, sagt sie und strahlt. Dreimal in der Woche trainiert sie zu Hause, auch jetzt, während des Kriegs. 

Die Delegation Special Olympics Ukraine beim Empfang der Berliner Host Towns im Friedrichstadtpalast |Credit: Special Olympics World Games Berlin 2023 / Tilo Wiedensohler

Hier während der Weltspiele wird sie von Angestellten des Bezirksamts Treptow-Köpenick und zahlreichen Freiwilligen betreut. „Seit Anfang Januar bereiten wir uns darauf vor“, sagt Carolin Haschick, die gemeinsam mit ihrem Kollegen Kay Kowarsch das Host Town Programm im Berliner Südosten stemmt. Sie haben unter anderem ein inklusives Sportfest organisiert. „Da gab es einen Parcours aus eher ungewöhnlichen Sportarten, wie zum Beispiel einen Federball mit einem Badmintonschläger in einen Basketballkorb befördern“, beschreibt Kowarsch die Szenerie. 

Das Sportfest war ein voller Erfolg. Kowarsch und Haschick planen, das als Auftakt für ein jährliches inklusives Sportfest oder überhaupt ein inklusives Fest zu nehmen. Und auch die Sportvereine, die sich beteiligt haben, wollen sich in der Zukunft stärker inklusiv betätigen. „Der Behindertensportverband macht das ja sowieso schon. Der PSV Olympia will das auf jeden Fall anbieten wollen. Und auch beim SV Ajax bin ich mir sicher, dass sie gut fanden, was wir heute gemacht haben“, sagt Haschick. Köpenicks prominentester Player im Sport ist auch mit von der Partie. „Am Donnerstag gibt es eine Stadiontour in der Alten Försterei. Union hat sofort zugesagt, sie freuen sich auf uns. Und wir können Champions League zeigen“, strahlt Haschick.

Die Begeisterung, die die Weltspiele seit dem Eintreffen der Delegationen auslösen, will der Berliner Senat selbstverständlich verstetigen. „Wir haben ein Nachhaltigkeitsprogramm aufgelegt, in dem wir 14 Projekte in Kultur, Bildung, Sport und anderen Bereichen unterstützen, nachhaltig Inklusion zu betreiben“, erklärt Katrin Koenen von der Senatssportverwaltung. Dazu gehört auch die Finanzierung eines Inklusionsmanagers beim Berliner Landessportbund. „Er bietet allen Vereinen Unterstützung bei der Ausbildung der Trainer*innen an. Das große Ziel ist, dass jeder Verein Berlins irgendwann einmal Inklusivangebote hat“, sagt Koenen. Vor allem aber möchte sie den Schwung der Weltspiele nutzen, dass „alle Berlinerinnen und Berliner mitbekommen, was Menschen mit Behinderung können, was sie leisten und wie wichtig das ist, sie überall zu inkludieren“.

Bei den Betreuer*innen der Host Town Teams muss Koenen gar nicht mehr werben. „Das Schönste sind doch diese leuchtenden Gesichter. Als die Gruppe aus Pakistan vom Flughafen zu uns kam, strahlten sie einfach. Sie haben sich auf uns gefreut, darauf, dass wir zu ihnen sagen: ‚Kommt zu uns, wir zeigen, was wir haben. Und lasst uns etwas gemeinsam miteinander machen“, sagt Melita Ersek vom Gastgeberbezirk Berlin-Mitte. Dieses Gefühl ist für sie sogar wichtiger und schöner als jeder selbst noch so attraktive einzelne Programmpunkt. Berlin ist auch mental bereit für die Weltspiele.

Titelbild: Die Delegation Special Olympics Pakistan mit Katrin Koenen (m.), Projektleiterin Special Olympics World Games Berlin 2023 beim Senat Berlin, beim Besuch des Berliner Tierparks. Credit: Special Olympics World Games Berlin 2023 / Juri Reetz

Text: Tom Mustroph

Nachhaltig fairanstalten in Trier und Region.
Leitfaden PDF 
Copyright © 2021 fairweg.info
magnifiercrossmenu Skip to content