Nachhaltig Scharfes aus Trier - Die Chili Mafia im Portrait

von Adrian
25. Mai 2020

Wer die malerischen Wanderwege am Rande von Trier-Feyen entlangschweift, der erwartet sicherlich vieles – aber bestimmt keine preisgekrönte Manufaktur für Chili-Saucen. Dabei lohnt ein genauerer Blick in Richtung des ehemaligen Landgasthauses Römersprudel, denn hier haben sich die beiden aus Venezuela stammenden Gründer Diego Sposito und Fabian Rueda einen Traum erfüllt: unter dem Label Chili Mafia vertreiben sie hochwertig Pikantes aus erster Hand. Wir von FairWeg haben eine Hälfte des Duos zur Werksbesichtigung getroffen.

Der Empfang in den altehrwürdigen Räumen der bis in die 1990er-Jahre gerade bei den ansässigen Trierern als Ausflugsziel beliebten Gasthausanlage ist herzlich. Und jeder, der durch den kleinen Abholshop mit Küche, Kühlhaus und Lagerräumen geführt wird, merkt schnell, dass hier Transparenz und Handarbeit groß geschrieben werden. „Wir haben vor fünf Jahren mit unseren ersten eigenen Chili-Experimenten angefangen“, erzählt uns Fabian, „teilweise tief in der Nacht, nach Diegos Schicht als Koch“. Aus Lust und Laune begannen sie, ihre Kreationen bei Chili-Festivals einzureichen.

Zwei der zahlreichen Auszeichnungen für die Trierer Manufaktur

Hier vergeben Fachjurys unter den Augen von oft mehreren Tausend Besuchern Preise in diversen Kategorien – und die Einreichungen waren von Erfolg gekrönt. Auf mehrere Auszeichnungen bei deutschen und europäischen Events wie dem Hanover Hot Sauce Award folgte dann 2018 der Paukenschlag: Als einzige europäische Sauce überhaupt platzierte sich eine ihrer Kreationen beim prestigeträchtigen Zest Fest im US-amerikanischen Houston; und zwar direkt mit einem Sieg in der entsprechenden Kategorie. Die Freude war riesig und die Idee, aus dem Hobby einen Beruf zu machen, geboren.

Trier bietet Vorteile wirtschaftlicher und geographischer Art

Fabian Rueda, einer der beiden Gründer, vor dem Abholshop der Chili Mafia

In den zwei Jahren ist seitdem viel passiert. Von Berlin, wo sich die beiden Gründer kennengelernt hatten, zog es Fabian nach Trier – und mit ihm eben auch die Chili Mafia. Die Gründe für diesen Schritt waren vielfältig. Neben privaten und wirtschaftlichen Aspekten – Stichwort Mietpreise – bietet Trier für das in der Region einzigartige Unternehmen auch geographische Vorteile. „Schließlich hat Trier ja noch eine Vorstadt namens Luxemburg“, lacht Fabian. Denn eines ist der Betrieb der beiden Südamerikaner an der Mosel auf jeden Fall: international. Liebhaber aus aller Welt beziehen die scharfen Saucen, teils über den Online-Handel, teils über Messen und ähnliche Events. Da kann es schon mal vorkommen, dass Gastronomen im spanischen Madrid ihre Speisen mit Würze „Made in Trier“ verfeinern – die Szene ist quasi ein kulinarischer Mikrokosmos der Globalisierung.

Nicht nur aktuell gilt: Maskenpflicht beim Chili-Verarbeiten

Die Produktion an sich wiederum ist, auch wenn es der unbedarfte Beobachter erst nicht vermuten mag, betont regional. In die international unter dem Namen Pika Pika vertriebenen Saucen kommen ausschließlich frische Chili-Schoten von Kleinproduzenten aus Deutschland und Österreich. „Lieferantenkontakt ist uns enorm wichtig – letztlich geht nichts über ein persönliches Gespräch. Wir wollen wissen, woher unsere Zutaten stammen und sie persönlich probieren, bevor sie Teil unserer Kreationen werden“, erklärt uns Fabian beim Gang durch die eigens für Produktion und Abfüllung eingerichtete Küche. Zu besagter Einrichtung gehören entsprechend auch Schutzbrille und Atemmaske; und das nicht etwa wegen Corona, sondern zum Schutz vor Capsaicin.  Der ‚Scharfmacher-Stoff‘ in Chili-Schoten kann Augen und Schleimhäute reizen – Chili-Manufaktur ist eben nichts für schwache Nerven.

"Pika!" ruft man in Venzuela aus, wenn etwas auf der Zunge brennt - so erklärt sich der Name von selbst

Trotzdem gilt: Schärfe ist nicht alles, auf das Aroma kommt es an. Das ist eines der vielen Dinge, die man beim Blick hinter die Kulissen lernt. Chilis, letztlich also mehr oder minder scharf schmeckende Arten der Paprika, kommen in Hunderten von verschiedenen Sorten daher, jede mit ihrem eigenen Geschmacksprofil. Entsprechend variiert auch das Sortiment aus Trierer Produktion von weißen Saucen (aus weißen Schoten), mit Kokosmilch verfeinert, über violette, bis hin zu knallgelben Kompositionen. Die Produktion folgt dabei saisonaler Verfügbarkeit und bleibt damit stets etwas Besonderes.

Schließlich kommt bei unserem Besuch im grünen Süden der Stadt trotz aller Begeisterung dann aber doch noch etwas Nachdenklichkeit auf. Auch die Manufaktur der Chili Mafia bleibt von der aktuellen weltweiten Krise nicht unberührt. „Natürlich hat sich 2020 vieles unerwartet verändert. Normalerweise wären wir derzeit jedes Wochenende auf Messen und Märkten unterwegs, um Kontakte zu knüpfen und unsere Marke unter die Leute zu bringen. Da all das wegfällt, mussten wir reagieren“, berichtet uns Fabian beim Gang durch den Verkaufsraum.

Nur solidarisch kann es irgendwie weitergehen.

Fabian erzählt von kreativen Wegen aus der Krise
Zuhause mit Liebe gemacht - das ist bei der Chili Mafia immer sicher

Seit März hat er in Eigenregie den Online-Vertrieb der hauseigenen Produkte weiter ausgebaut, inklusive Shop auf der eigenen Website – seine Erfahrung im volkswirtschaftlichen Bereich ist dabei von großer Hilfe. Doch nicht nur Pika Pika soll vom Vertrieb über Internet und dem angeschlossenen Abholshop profitieren: Das Unternehmen vertreibt zugleich hochwertige Waren anderer kleiner Hersteller und Manufakturen, von befreundeten Saucen-Produzenten, über Kunsthandwerker, bis hin zum Chocolatier. Die Produkte wären eigentlich Teil von eigens zusammengestellten Packages gewesen, mit dem Wegfall von Messen und derartigen Events ist alles anders. „Einige haben mich verwirrt gefragt: ‚Wieso verkaufst du nicht nur deine eigenen Saucen?‘ – aber für mich ist das keine Frage, nur solidarisch kann es irgendwie weitergehen“. Und weitergehen sollte es in jedem Fall. Denn diese auf vielerlei Art nachhaltigen, einzigartigen und noch dazu einfach leckeren Saucen aus Trier sind eine echte Bereicherung für die Region.


Für die Zukunft planen Diego und Fabian, solidarische Konzepte in der Direktvermarktung ihrer Produkte weiter auszubauen - Kooperationen sollen ausgebaut und eine Marktschwärmerei in Trier etabliert werden. Genaueres dazu erfahrt ihr bald hier im FairWeg-Blog!

Weitere Infos, den Shop und die Möglichkeit, Pikantes aus Trier in eure Gastronomie oder das heimische Gewürzregal zu holen, findet ihr auf der Website der Chili-Mafia.

Nachhaltig fairanstalten in Trier und Region.
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